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neuen Jahrhunderts nämlich macht sich eine allgemeine
Bewegung zu Erlangung grösserer Selbständigkeit bei
den Handwerkern geltend, so dass die Polierer jeden-
falls mit der Sympathie anderer nicht direkt beteiligter
Kreise gerechnet haben. Aus der ungewöhnlich schroffen
Art des Vorgehens von seiten des Rats lässt sich
ferner auf die Bedeutung schliessen, welche dieser
dem Vorfall beimass. Dass also dieser Weg, ihren
Wünschen geneigteres Gehör zu verschaffen, nicht der
richtige war, mussten die Polierer bald einsehen. Und
ich gehe wohl nicht fehl, dass eben diese Vorkomm-
nisse mitgewirkt haben, um die Angelegenheit im
Sinne der Plattner weiter zu fördern. Im Jahre 1520
sehen wir sie. beim Rat um ein Palierrad am Tutschethai
um Zins nachsuchen, ein Begehr, das der Rat aller-
dings ablehnt. 7. III: den platnern ist abgeleynt, inen
am Tutschethai ein palierrad umb zins zu vergönnen.
Die älteren Poliermühlen dürften in dem schon ge-
nannten Wöhrd zu suchen sein, es wäre also hier das
Bestreben erkennbar, noch an einem anderen Platze
Gelegenheit für einen Betrieb im grossen (vielleicht
genossenschaftlich?) zu erlangen. Mögen gewerbe-
polizeiliche Bedenken oder Erwägungen innerpolitischer
Natur massgebend gewesen sein, kurz der Rat lehnt
ab, und zwar mit dem bemerkenswerten Zusatz: und
ist dem paumeister bevolhen, das er die reder des-
selben orts soll lassen abheben und in die Peundt
schaffen. Besorgte der Rat auch von den Plattnern
aktiven Widerstand etwa durch selbständige Okkupa-
tion der versagten Anlage? (H. 1242).
Bis zum Ende der Periode meiner Untersuchung
zieht sich die Rivalität zwischen den beiden Handwerker-
gruppen. Noch am 5. IV. 1548 verlässt der Rat, dass
betreffs der Petition von seiten der Plattner um eine