Metadaten: Zu Nürnberg

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glückes, zu nehmen. Da — beim Verlassen des Katafalkes, er— 
faßte Max Gärner der Schwindel, er strauchelte — fiel und kam 
unter die Ffüße der unaufhaltsam Nachdrängenden. Dabei wurde er 
so unglücklich gequetscht, daß er zwei Finger der linken Hand einbüßte. 
„Ach' meine Geige!“ war der erste Schmerzensruf des 
Verunglückten, als er nach vollzogener Operation der verstüm— 
melten Hand ansichtig wurde. 
Furchtbar schwer hatte der von der Höhe des Glückes so 
tief Gestürzte zu tragen und Helmtrudis trug mit — trug mit, 
ohne Murren, ohne Klagen, bis beider Haare grau geworden! 
Liebte sie doch ihren Max noch ebenso innig, wie am ersten 
Tage ihrer Ehe. — Seitdem waren wohl viele Jahre verflossen. 
Schnell, wie es einst aufwärts mit ihnen gegangen, ging es jetzt 
abwärts. Die Ersparnisse aus glücklichen Tagen zehrten sich auf. 
Sie mußten München verlassen, denn Helmtrudis gewahrte 
mit Entsetzen, daß eine magische Gewalt den Gatten nach der 
Unglücksstätte am Starnberger See hinzog. Ihr Entschluß kam 
zu schneller Ausführung, als eines Tages seiner Tasche ein 
sorgsam gefaltetes Papier entfiel, das von seiner Hand be— 
schrieben die Verse trug: 
„Am blauen Starnberg-See 
Da ist eine schattige Stelle — 
Da lispelt ganz leise die Welle 
Sie lispelt von Königsweh! 
Sie lispelt dem Wanderer schnelle 
Ihr tiefes Geheimnis zu: 
„Hier an des Lebens Schwelle 
Bracht ich ihm süße Ruh — 
Hier folgt' der Nacht die Helle. 
Der König war müde wie Du! 
Ich küßt' ihm sachte den Mund, 
Ich küßt' ihm die stolze Stirn, 
Ich küßt' ihm das Herze, das wund 
Ich küßt' ihm das kranke Gehirn! 
Wir schlossen den Liebesbund, 
Fern ab von des Tages Gestirn!
	        
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