Volltext: Die reichsstädtische Haushaltung Nürnbergs (2. Band)

118 Sechster Teil. Ergebnisse und Entwicklung von 1877 bis 1794. 
Markgraf Albrecht von Brandenburg, der mächtige Nachbar und zeitweilige 
Gegner der Stadt, der trotz seines Beinamens Achill sich auf das Rechnen 
fast noch besser verstand als auf das Fechten, schätzte am Ende seiner 
Regierung die Einkünfte seiner fränkischen Besitzungen auf 65000 Gulden 1, 
Die Mark Brandenburg trug ihm daneben weitere 40000 Gulden ein”). 
Seine Gesamteinnahme mufs sich also damals auf etwa 115500 &% Nürn- 
vgerger Währung belaufen haben. Er und die Herzöge von Österreich 
lürfen unbedenklich zu den reichsten deutschen Fürsten gezählt werden; 
and dennoch übertrafen, wie wir sahen, ihre Einnahmen die Summe, mit 
welcher das nürnbergische Durchschnittsbudget in unserer Epoche balanciert, 
nur um das Doppelte, bezw. Dreifache. Freilich ist dabei nicht zu über- 
sehen, dafs ein Drittel der städtischen Einnahmen aus Anleihen stammte, 
während in den für die beiden Fürsten aufgestellten Berechnungen nur 
deren Eigeneinkünfte berücksichtigt sind. Schalten wir die Anleihen aus, 
30 schrumpft der nürnbergische Einnahmeetat im Vergleich zum Ööster- 
reichischen und brandenburgischen erheblich zusammen. Aber die finanzielle 
Leistungsfähigkeit der Stadt erscheint trotzdem nicht vermindert; denn 
vei der Bedeutung, welche der aufserordentliche Geldbedarf für die öffent- 
ichen Haushaltungen des Mittelalters hatte, lag gerade in dem Umstand, 
dafs die Stadt jederzeit Summen von fast beliebiger Höhe im Wege des 
Kredits flüssig machen konnte, ein Vorzug, der die Beschränktheit ihrer 
ordentlichen Einnahmen mehr als aufwog. Selbst ein Fürst, der sich des 
allgemeinen Vertrauens in so hohem Mafse erfreute, wie Friedrich I. von 
Brandenburg, konnte zu einer Zeit, wo die Stadt ihr Ewigrentenschuld- 
xapital mit vier und fünf vom Hundert verzinste, seine eigenen Renten- 
anleihen nur zu 10 und 16%, % unterbringen, und es bedurfte erst einer 
3ehr geschickt eingefädelten Finanzoperation seines Sohnes und N achfolgers, 
des schon erwähnten Markgrafen Albrecht, um wenigstens 80000 Gulden 
der väterlichen Schuld in 6% prozentige Rententitel zu konvertieren ®). 
Mit Rücksicht auf die Beschränktheit des fürstlichen Kredits, die hierin zum 
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Rechnung, wenn wir sie auf den Goldwert der beiden Münzen gründen. Der unga- 
rische Goldgulden, der in Nürnberg offiziell zu 1% 7 ß oder 162 & gerechnet wurde, 
and im freien Verkehr 1428 169 & (Nbg. KA. Reg. II, Fol. 398), 1436 aber 164 & 
vergl. oben S, 326) galt, kostete nämlich in Österreich, wo das Gold teurer war, 6 ß 
Wiener Währung oder 180 4, sodafs der Goldwert eines Wiener Pfennigs nur dem 
Goldwert von £& Nürnberger Pfennigen entsprach. 
1) J. B. Fischer, Beschreibung des Burggrafentums Nürnberg unterhalb des Ge- 
birges. Ansbach 1787, Bd. I, S. 323. | 
2) Kotelmann, Die Finanzen des Kurfürsten Albrecht Achills. Ztschr. f. Preufs. 
Gesch. und Landeskunde III, 25 ff. (1866). 
3) Vergl. die Denkwürdigkeiten des Ritters Ludwig von Eyb. ed. Höfler. Seite 124.
	        
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