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geschmückt hatte. Er starb 1501, also sieben Jahre nach Memling, und hinterliess
ein lateinisch geschriebenes Tagebuch, in das er Tag für Tag die hauptsächlichsten,
insbesondere Brügge und Flandern betreffenden Ereignisse, soweit sie zu seiner
Kenntnis gelangt waren, eingetragen hatte.
Dieses Tagebuch ist verloren, hat sich aber, wie Pater Dussart entdeckte,
soweit es die Jahre 1491—1498 betraf, in Auszügen des Historikers Jakob de Meyere
in der Bibliothek von St. Omer erhalten. In diesem Manuskript fand Pater Dussart
zum Jahre 1494 folgende Stelle:
„Die XI augusti, Brugis obüt magister Johannes Memmelinc, quem
praedicabant peritissimum fuisse et excellentissimum pictorem totius tunc
orbis christiani. Oriundus erat Magunciaco, sepultus Brugis ad Aegidii.“
Bis dahin war das Geburtsland Memlings zweifelhaft geblieben; die meisten
Forscher hatten ihn, van Mander folgend, als Vlamänder bezeichnet, und als
Boisseree für den Meister deutschen Ursprung in Anspruch genommen -— er hielt
Konstanz für den mutmasslichen Geburtsort — hatten 1874 die Herausgeber des
Antwerpener Kataloges entschieden dagegen protestiert.
Heute ist durch Auffindung jener Notiz die Frage nach dem Geburtslande
Memlings gelöst. Was den Geburtsort betrifft, so interpretierte Pater Dussart die
Stelle „„Oriundus erat Magunciaco“ mit „er war aus Mainz gebürtig‘“; aber nichts
zwingt meiner Meinung nach zu der Annahme, dass der Chronist hier die Stadt
Mainz gemeint und nicht vielmehr das Geburtsland, den Churstaat Mainz, habe
jezeichnen wollen. Eine Analogie hierzu würde die Bezeichnung des hl. Liudger
als Trajectinus bilden, der doch nicht aus der Stadt Utrecht, sondern aus einem
Dorfe in der Nähe: „e pago Suehsnon“, wie es heisst, gebürtig war.
Ich werde nun darlegen, dass Memling aller Wahrscheinlichkeit nach nicht
zus Mainz selbst stammte, sondern aus einem Dorfe Memelingen (dreizehn
Wegstunden von jener Stadt), das im 15. Jahrhundert zum Churfürstentume Mainz
zyehörte. ;
James Weale ist der erste gewesen, der (im Jahre 1861) die Aufmerksamkeit
auf dieses Dorf als auf den mutmasslichen Geburtsort des grossen Brügger Malers
gelenkt hat. Aber in seinem Werk über Memling vom Jahre 1871 entscheidet er
3ich doch zu Gunsten eines holländischen Dorfes Memelinck, heute Medenblick, in
der Nähe von Alckmaar.
Seit meinen frühesten Studien über Memling ist es mir nicht zweifelhaft
gewesen, dass wir es hier nicht mit dem Familiennamen des Meisters, sondern mit
dem Namen seines Geburtsortes zu thun haben.. Die deutsche wie die nieder-
ländische Kunstgeschichte weisen Benennungen nach dem Geburtsort und auch völlig
analoge Benennungen, bei denen der Familienname direkt (d. h. ohne von) durch
den Namen des Geburtsortes ersetzt wird, in reicher Zahl auf. (Es folgen zahl-
reiche Beispiele.) In gleicher Weise also nannte sich auch Memling nach seinem
Heimatdorf, und zwar nach einem Orte in Deutschland, wie durch de Dopperes
Notiz bewiesen worden ist.
Übrigens hatte schon van Vaernewyck (geboren zu Gent nur ein Viertel-
Jahrhundert nach Memlings Tode) die deutsche Abstammung des Künstlers bezeugt,
indem er schreibt: „Die Stadt Brügge ist nicht nur in ihren Kirchen, sondern
auch in ihren Häusern geschmückt mit Gemälden des Meisters Hugo, des Meisters
Roger und des Deutschen Hans.“