fullscreen: Anselm von Feuerbach, der Jurist, als Philosoph

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„Betrachtungen über die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit deı 
Gerechtigkeitspflege.“ 
1825 folgte als zweiter Band: „Darstellung der Gerichts: 
verfassung und des gerichtlichen Verfahrens in Frankreich.‘ 
Es war eine Frucht seines Pariser Aufenthaltes 1821. 
1828 und 29 erschien noch in zwei Bänden: „Die akten 
mässige Darstellung merkwürdiger Verbrechen,“ ein Meister- 
stück der Schilderung des Seelenlebens. 
Während der folgenden Jahre nehmen ihn Amtsgeschäfte 
und besonders die Angelegenheit Kaspar Hausers in Anspruch. 
„Kaspar Hauser, Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben 
des Menschen,“ das 1832 zu Ansbach erschien, stellt Feuer- 
bachs letztes Werk dar. 
„Wissenschaftliches1) kann ich nicht mehr treiben, ver- 
mag keinen abstrakten Satz mehr zu denken, und nur noch 
über die Dinge hinzustreifen. Mein Kaspar Hauser zeigt davon 
nicht undeutliche Spuren. Ich musste mich dabei fast aller 
Reflexionen enthalten und mich bloss auf Darstellung des Ge 
gebenen beschränken.“ 
Philosophische Schriften hat er in diesen Jahren nicht mehr 
geschrieben, wenn sich auch noch manche Perle seiner Philo- 
sophie in den Briefen findet. 
Das Jahr 1833 nahte heran. Schon zwei Schlaganfälle 
hatten ihn getroffen.?) „Seit zwei Jahren,“ klagt er „hatte ich 
nicht eine gesunde Stunde mehr.‘“3) „Das Reden fällt mir gar 
sehr beschwerlich, und das Sprechen anderer, besonders wenn 
es etwas zu laut ist, und mehrere Stimmen durcheinander sich 
hören lassen, betäubt mich.‘ 
Und im März 1833 schreibt er an seine Schwester): „Das 
alte Feuer hat ganz ausgebrannt, und nur schlechte Kohle 
ist zurückgeblieben. Von allem, was sonst mich freute, hat 
nıchts mehr einen Reiz für mich, 'nicht mehr die Bücher, nicht 
mehr die Frauen und Mädchen. So ganz und gar bin ich 
ein anderer geworden. Der neue Mensch aber, den ich, wie 
die Herren Pastoren rühmen mögen, angezogen habe, taugt 
mir ganz und gar nicht; ich hätte an dem alten mehr Freude 
und möchte ihn gerne haben, wenn er nur zu haben wäre.‘ 
') Leben u, Wirken, Bd; II. S. 335, ?) 342. %) 343. 4 345.
	        
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