Full text: In Memoriam Adolf Bartning

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Stroms zur Anlegung eines großen Staubeckens benutzt; 
Die Schönheit ist für immer zerstört. 
Dort soll nun der Gefangene gesessen haben, und der 
angebliche Pfarrer oder sonstige Verfasser des Briefes 
wird nicht weit davon zu suchen sein. Der Zettel blieb 
zunächst ohne bemerkbare Wirkung. Als dann Kaspar 
Hauser 1828 auftauchte und von seinem badischen Prinzen- 
tum gesprochen wurde, erinnerte man sich wieder der 
Flaschenpost, wollte sie auf Kaspar beziehen, stieß sich 
aber an den Worten: „Den Ort kennt der nicht, der sich 
meines Thrones bemächtigt hat‘. Was sollte das heißen: 
„qui nunc solio meo potitus est‘‘? Auf dem Thron saß 
1816 vollkommen legal und legitim der Vater des Erb- 
prinzen, Großherzog Karl, der ja erst 1818 staıb. Es war 
also barer Unsinn, daß er sich des Thrones „bemächtigt‘‘ 
habe. Darüber ist man in all den Jahrzehnten nicht hin- 
weggekommen, bis sich jemand darauf besann, daß das 
Wort „potiri‘* nicht bloß „„‚bemächtigen‘‘ sondern gelegent- 
lich auch einfach „besitzen‘‘ heißt. Vielen von Ihnen wird 
das ebenso neu sein wie seiner Zeit mir. Tatsache ist aber; 
daß bei einer Reihe klassischer lateinischer Schriftsteller 
das Wort „potiri‘‘ auch in dem Sinne von bloßem „Be- 
sitzen‘‘ vorkommt. Unter Zugrundelegung dieser Be- 
deutung wäre der fragliche Satz so zu übertragen: 
„Den Ort, wo ich gefangen bin, kennt jener nicht, der 
heute auf meinem Thron sitzt.‘ Dann bleibt aber die 
Frage: Warum drückt sich dieser katholische Pfarrer; 
der doch verstanden sein will, derartig gesucht aus, anstatt 
einfach zu sagen: „qui- in solio meo sedet‘‘ oder „qui 
solium meum possidet‘‘ oder am elegantesten: „qui solium 
meum occupat‘‘. Statt dessen gebraucht er eine Wendung, 
die nicht ganz so auffallend wäre, wenn sie nicht mit groben 
und erstaunlichen Schnitzern zusammenträfe, die eine
	        
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