Objekt: Festgabe zur 14. Hauptversammlung des Bayer. Volksschullehrer-Vereins

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Um gegen alle Eventualitäten gerüstet zu sein, erhielten die Statuten den 
Zusatz: „Der Verein steht unter der Kontrolle „des kgl. Herrn Fortbildungsvor— 
standes“, und inbezug auf den geschäftlichen Teil bekamen' sie die Ergänzung: „Jedes 
neuaufzunehmende Mitglied zahlt 1fl. Aufnahmsgebühr.“ 
Die strittige Frage über die Aufnahme unständiger Lehrer scheint, 
um des lieben, Friedens willen, einige Jahre geruht' zu haben, bis die— 
selbe endlich in einem für die Gesamtheit, den Stand und sein Ansehen günstigen 
Sinne gelöst ward; denn bereits i. J. 1845 fanden wir die Schulverweser Scherer 
und Singer als Mitglieder des Nürnberger Lehrervereins. Hatte man sich doch 
durch die eingeführte Ballotage die Möglichkeit geschaffen, unter Berufung auf deren 
Ergebnis mißliebigen Kollegen den Eintritt in den Verein von kurzer Hand zu 
verweigern, und in der That mußten einige jüngere Herren in dieser Beziehung 
recht üble Erfahrungen machen. 
Mit der Zeit indes ist man in dieser Hinsicht liberaler geworden! 
Am 9. Juni, 1849 fand eine Anderung der Statuten statt, wobei 84, der von der 
Erwerbung der Mitgliedschaft handelte, also gefaßt ward: „Dem Vereine können 
beitreten alle Lehrer, Verweser und Gehilfen der Stadt, des Burgfriedens und der 
mgebung, In Sachen rein lokaler Natur haben sich letßttere der Abstimmung zu 
enthalten.“ 
Es scheint aber der Zugang an auswärtigen Kollegen recht minimal gewesen 
zu sein; denn aus einem Protokoll vom 19. Januar 1850 erfahren wir, daß die 
Absicht bestand, die in der Nähe Nürnbergs anagestellten Lehrer schriftlich zum 
Besuche des Lehrervereins einzuladen. 
Wie sich doch die Zeiten ändern! Ja, kommt der Berg nicht zu Muhamed, 
so kommt eben Muhamed zum Berg. 
WVon Interesse dürfte sein, zu erfahren, daß zu jener Zeit bereits Anregung 
zur Aufnahme außerordentlicher Mitglieder in den Verein gegeben ward. 
Am ,5. Januar 1850 stellte nämlich Baumgärtner sen. folgenden Antrag: 
„In Erwägung, daß Unterricht und Erziehung nicht allein das Interesse der 
Lehrer, sondern aller Schulfreunde erregen können; in Erwägung, daß dieses 
Interesse auf eine segenbringende Weise größeren Kreisen mitgeteilt werden dürfte: 
beschließt der Verein nach dem Muster aus München“*), auch Nichtlehrer — wenn 
Schulfreunde — aufzunehmen.“ 
Ob die Stellung des Vereins zu diesem Antrage eine günstige oder nicht 
günstige war, läßt sich aus den Akten nicht nachweisen; bei der nur noch kurzen 
Zeit seines Bestehens hätte die Verwirklichung desselben auch keinerlei praklische 
Bedeutung mehr gehabt. — 
Das Vereinslokal befand sich anfangs noch im „goldenen Reichsadler“, 
später tagte man in den oberen Räumen der Wirtschaft „zum Jammerthal“ 
(Schildgasse). 
Die Versammlungen fanden auch jetzt stets wieder am Samstag— 
abend statt und dauerten — ganz nach der im alten Verein seinerzeit üblichen 
Gepflogenheit — gewöhnlich 2 Stunden, nämlich von 8210 Uhr abends. 
Während, besondere Fälle und Anlässe ausgenommen, im Sommerhalbjahre 
die eigentliche Vereinsarbeit zumeist ruhte und maͤn da nur zu geselligem Bei— 
sammensein das Vereinslokal besuchte, sollte später (Beschluß vom 27. Mai 1850, 
also kurz vor der Auflösung des Vereins) auch diese letzte Gepflogenheit in Wegfall 
kommen. 
UÜber den Mitgliederstand können nur unvollständige Angaben gemacht 
werden. 
) Also muß zu jener Zeit doch auch ein Lehrerverein bereits in München be— 
standen haben!
	        
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