4
*
Wunder und Ideale.
In diesem Kapitel wollen wir einen prüfenden Blick werfen
auf die sogenannte „Erziehung des Findlings“ bei Professor Daumer,
auf die schnelle Verkehrung des sogenannten „Tiermenschen“ in einen
Idealmenschen, auf Kaspars übernatürliche Eigenschaften und Leistungen
(Kunststücke, Träume, Visionen).
Der Leser wolle gefälligst nicht einen Augenblick vergessen, daß
Kaspar Hauser nach dem Glaubensbekenntnis der Hauserianer lebens—
länglich in einem unterirdischen Loch vegetiert, daß er am 26. Mai
1828 zum erstenmale das Tageslicht geschaut und erst von da an
sprechen und gehen gelernt haben foll. Und doch hat man ihn noch
so weit gebracht, daß sein Erzieher folgendes von ihm zu berich—
ten weiß:
„Im Damenspiel, das er mit sehr viel Personen spielte,
gewann er die meisten Partieen. Schach spielte er — so, daß er
zwar nicht wohl anzugreifen, sich aber ziemlich gut zu verteidigen
verstand. Von seiner Königin im Schachspiel sagte er scherzweise,
er müsse ihr noch ein Paar Augen machen lassen, damit sie besser
sehen könne und sich nicht immer von den Springern nehmen lasse.“
Daumer glaubte einmal in einem Flusse Enten zu sehen, es waren aber
Gänse. Kaspar lachte ihn darüber tüchtig aus, und als sie wieder ein—
mal vor einem Wasser vorbeikamen, worin sich Gänse befanden, sagte
er spottend, da solle Daumer hinsehen, da seien Enten drin. Als
jemand ihm auf die bekannte Phrase: „ich werde Sie aus Dank—
barkeit in Gold fassen lassen“, entgegnete: K. möge ihm nur das