fullscreen: Albrecht Dürer

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Dreiundzwanzigstes Kapitel. 
„Was giebt es da?“ fragte Herr Hieronymus Ebner den 
alten Rotgießermeister Fröhlich, welcher sich aus dem Gedrang 
herausarbeitete. 
„Ein fahrender Händler ist hereingekommen“, berichtete die— 
ser, „der bringt seltsame Mär, redet von einem Mönch Namens 
Martinus Luther, in der Stadt Wittenberg daheim, der habe 
in die Thür der Schloßkirche fünfundneunzig Sätze angeheftet 
wider den Ablaß, den der Papst austragen lasse zur Entleerung 
der Beutel und Verführung der Seelen. Davon sei flugs ein 
groß Feuer aufgegangen. Der Mann sagt, wohin er gekommen 
sei und die neue Mär verkündet habe, da habe es bei jung und 
alt, vornehm und gering, Männlein und Weiblein großen Lärm 
gegeben, daß endlich einer es gewaget, der leidigen Beutel⸗ 
drescherei zu wehren und dem Papst zu trotzen. An vielen Or⸗ 
ten aber sei er mit seiner Neuigkeit zu spät gekommen, man 
habe die Thesen schon in den Händen gehabt und sich dersel— 
higen erfreuet. Dazu meldet der Mann, er komme geradeswegs 
von Wittenberg, von einem Freunde des Mönchs entsendet, und 
habe etliche Stücke der Thesen wider den Ablaß bei Herrn Chri⸗ 
stoph Scheurl abgegeben.“ 
„Bei mir?“ rief der Kanzler froh erstaunt. „Ei so will 
ich eilends heim!“ 
„Lasset uns mit Euch kommen“, bat Dürer, und die Her— 
ren begaben sich selbander in des Kanzlers Wohnung. 
Sie fanden es, wie es der Fahrende verkündet. Die Haus— 
frau Scheurls trat den Herren entgegen. „Siehe hier, mein Ge⸗ 
mahl, was während deines Abwesens ein Fahrender gebracht!“ 
Mit hastiger Hand beseitigte Scheurl die Hülle und ent— 
nahm derselben zehn Exemplare einer lateinischen Schrift mit 
dem Titel: Disputation D. Martin Luthers zur Erklärung der 
Kraft der Ablässe.
	        
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