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angesehen werde.! Das Gesuch Nürnbergs wurde von dern
Nationalkonvent auf Grund eines Berichts des Finanzaus-
schusses im September 1794 genehmigt.” Die Öster-
reichische Regierung hatte von der Thätigkeit des Probst
eingehende Kunde, da der Regierungspräsident der vorder-
österreichischen Besitzungen seine Briefschaften öffnete.?
Probst, der dessen endlich gewahr wurde, wusste sich
gegen die Verletzung des Briefgeheimnisses zu schützen.*
Schlik und der Oberbefehlshaber des Reichsheeres erhielten
zwar seit Oktober 1794 Auftrag, den Agenten ausfindig
zu machen; allein man blieb über ihn vollständig im
Dunkeln, Schliesslich geriet er doch in die Hände der
Oesterreicher. Als Graf Lehrbach, eben zu einer hohen
Stellung unter Thugut im auswärtigen Amte befördert,
den Ständen der vorderen Reichskreise, bei denen er
beglaubigt war, sein Abberufungsschreiben überreicht hatte
und auf der Rückkehr nach Wien gegen Mitte Juni 1705
durch Nürnberg reiste, erfuhr er zufällig in einem Gasthof,
dass Probst noch in der Stadt sei und sich bei einem der
oben genannten Kaufleute aufhalte, mit denen er von An-
fang an in engster Verbindung gestanden hatte. Mit Hilfe
eines nürnbergischen Senators bemächtigte man sich der
Person des Agenten. Lehrbach liess ihn dann durch den
am Platze stationierten kaiserlichen Werbehauptmann
nach Wien schaffen.
1. Kreiskonferenz vom 30. Aug. 1794: Bericht Sodens u. Schmids
vom nämlichen Tag; R. XI. 16. — 5S. weiterhin das Schreiben
der preposes et representants du commerce de la republique libre
de Nuremberg d. d. Nürnberg 25. Nov, 1704 (Kaulek IV, 470;
Roth: Geschichte II, 186 f.), ferner Kaulek IV, 472, 508, 525, 552.
2. z2me jour des Sansculottides (18. Sept. 1794), bei Roth
a. a. O. — Reimpression de l’ancien Moniteur XXII (1862), 1.
3. Zeissberg. V, 254.
4. Die letzten Nachrichten Thuguts über seinen Aufenthalt in
Nürnberg sind vom 16. Sept. 1794.