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zing um vieles auseinander.! Die beiden Parteien, jede zu
schwach, um für sich allein zum Ziele zu gelangen, mussten
sich vereinigen, wenn sie überhaupt vorwärts kommen wollten.
Zuweilen vermochten sie ihre gegenseitige Abneigung
zu überwinden. Ein derartiger Fall trat 1799 in Franken
ein. Der Wiederbeginn des Krieges zwischen der
Iranzösischen Republik und den Mächten hatte dem Geist
der Unzufriedenen neue Nahrung gegeben. Ein sieg-
reiches Vordringen der Franzosen, meinte man vielfach,
würde den revolutionären Zündstoff zur vollen Lohe ent-
Aammen.? ;
Vor einen Thore Nürnbergs erhöhte im März 1799
2in preussischer Beamter, übrigens ohne Genehmigung
sciner Vorgesetzten, den Zolltarif. Es kam darauf zu einem
Aufruhr, einem blutig verlaufenen Streit zwischen der
Nürnberger Bevölkerung und preussischem Militär.* Der
Beamte wurde wegen seines eigenmächtigen Handelns
vom Amte suspendiert,* die Zollsätze auf den früheren
Stand erniedrigt. Dass man sich in Ansbach dazu herbei-
liess, konnte als ein Sieg des Volkes über die Zivilbehörde
erscheinen; dass der preussische Offizier die Wachmann-
schaft verminderte, bedeutete einen Sieg‘ über die Militär-
behörde, Der Vorfall erhitzte sofort die Köpfe. Die
1. Ueber die Abweichung zwischen ihren Ansichten 1800 in
Bayern s. Heigel im Historischen Taschenbuch von 1867, S. 127 ff.
Fournier: Historische Studien und Skizzen 222 ff.i, Du Moulin Eckart
ei Reinhbardstöttner a. a. O. V (1897), ı29ff. und Bayern IL,
101 ff,
2. Obiger Bericht vom 3. Febr. 1799. — Bericht d. d. Lörrach
12, März 1799: Obser III, 183.
3. S. 0. S. 359.
4. Durch den Kriegs- u. Domänenrat Lang, den Historiker,
der eigens zu dem Zwecke von der Ansbacher Kammer abgesandt
worden war: Bericht Hard, vom 27. März 1799.