Volltext: Albrecht Dürer

Auf der Hochebene des Meisterruhms. 
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Pirkheimer klopfte ausgelassen dem Freunde die Schulter. 
„Alles hat seine Zeit, sagt König Salomo. Heute lasset uns 
Narren sein, morgen wollen wir vernünftig mit einander reden. 
Gehabet Euch wohl.“ 
Damit eilte auch er hinweg. 
Dürer stand neben seinem Weib noch eine Weile in der 
Halle still, als warte er auf den dritten Narren; dann begab 
er sich mit seiner Begleiterin von dannen und vergaß des wun— 
derlichen Vorfalls bald, indem er des Zweckes seines Ausgangs 
gedachte. „Wie freue ich mich des Tages“, sagte er, „da wir 
in unser neues Heim einziehen können! Obwohl der Vater 
selig durch seinen tödlichen Hintritt etlichen Raum gemacht, ist 
das alte Haus doch eng. Gott sei auch gelobet, daß er unsern 
Hausstand, sonderlich durch das, was ich aus Welschland heim— 
gebracht, also gesegnet, daß ich vor zwei Jahren die Schuld, 
so auf unserm Haus noch lastete, habe abstoßen können!“ 
„Ja, es war eng, das alte Haus“, meinte Frau Agnes, 
„dennoch waren es glückliche Jahre, so wir darinnen verlebt. 
Möchte uns in der neuen Wohnstatt gleiche Gunst des Himmels 
beschieden sein!“ — 
Es war ein stattliches Gebäu, das Haus an der Ecke der 
Zistelgasse, mit der Hauptfront auf den freien Platz hinschauend. 
Der bisherige Besitzer, der Astronom Bernhard Walter, hatte 
das Zeitliche gesegnet, und seine Erben waren willens, sich den 
Gewinn aus dem veräußerten Grundstück zu teilen. 
Dürer brachte, nachdem man das Gebäu einer gründlichen 
Besichtigung unterworfen, den Kauf zum vorläufigen Abschluß 
und kehrte mit seiner Gattin in der besten Stimmung heim. 
Am andern Morgen ward die neue Ratswahl öffentlich 
verkündet. Kurz darauf begaben sich die beiden vordersten Lo— 
sunger (die obersten Ratsmeister) nach Albrecht Dürers Haus, 
Stein. Albrecht Dürer. 
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