Volltext: Sammelhandschrift – Nürnberg, STN, Cent. VI, 82

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Die Bewerbung Haßners hatte er wie schon 
manche frühere beobachtet, ohne ein eigenes Interesse 
daran zu nehmen. 
Aber jetzt, da Anne mit dem Brett voller Ge— 
schirr vor ihm stand, blitzte in ihm ein Gedanke 
auf, den er auf dem Weg zurück in die Stadt aus— 
baute und der zum fertigen Plan geworden war, 
ehe der nächste Morgen kam. 
Die Eltern und Anne saßen am Abend still 
zusammen. 
Rottmann hatte der Gattin von den Ereignissen 
des Tages berichtet, und die Eltern waren überein— 
gekommen mit Anne nicht mehr über die Zukunft 
zu reden, ihre Seele unbeeinflußt, ihre Liebe reifen 
zu lassen. 
Rottmann hatte Haßner gebeten, einige Tage 
seinem Kind fern zu bleiben, auf daß sie ihre Un— 
befangenheit ihm gegenüber nicht ganz verlöre, und 
Haßner hatte auch darin dem Vater recht geben 
müssen. 
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Er hatte an dem entscheidenden Tag auf dem 
Rathaus länger gearbeitet als üblich, und verließ 
es erst, als es schon zu dämmern begann. In 
tiefem Sinnen ging er durch die Gassen der Stadt. 
Die Eröffnung Rottmanns, daß seine Tochter nicht 
vermögend sei, war zwar sehr überraschend ge— 
kommen, fie konnte aber die Wünsche Haßners nicht 
mehr beeinflussen. 
Er liebte Anne und begehrte sie zum Weib, 
und er begehrte sie mit der stürmischen Leidenschaft— 
lichkeit des Mannes, in dessen Leben das Weib noch 
keine Rolle gespielt. 
Annes plötzliche Schüchternheit und mädchen— 
hafte Scheu reizte ihn immer mehr und es kam ihm 
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