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Allgemeine wirtschaftliche und soziale Fürsorge.
6. Gemeinnützige Milchversorgungsgesellschaft der Städte
Nürnberg-Fürth').
Allgemeines. In den ersten Monaten des Kalenderjahres 1928 war die Milch⸗
anlieferung sehr knapp. Die Ursache hiefür war die ungünstige Rauhfutterernte des Vorjahres.
Mit Beginn der Grünfütterung rechnete man allgemein auf eine wesentliche Besserung in
der Milchzufuhr. Leider hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt, obwohl die Futterernte als
eine mittelmäßige bezeichnet werden kann. Mitte des Jahres kam die sprungweise Geld—
entwertung, die für den einzelnen Landwirt die Frischmilchlieferung sehr unrentabel gestaltete
und dadurch geradezu unmöglich machte, obwohl die Erzeugerpreise für Milch im Jahre 1923
von 120 Mk. auf 14 Milliarden Mark gestiegen sind. Bei jeder anderen Verwertungsart
der Milch konnte der Geldentwertung besser ausgewichen werden als bei der Frischmilch—
lieferung. Die Frischmilch wurde anfangs des Jahres monatlich, Mitte des Jahres vierzehn—
tägig und Ende des Jahres wöchentlich bezahlt. Trotzdem ging, bis der Erzeuger das Geld
für die Frischmilch verwerten konnte, häufig die Kaufkraft verloren. Diejenigen Landwirte
dagegen, die aus der Milch Butter oder Käse herstellten bezw. Schlachtvieh aufzogen, konnten
der Geldentwertung wenigstens teilweise entrinnen. Der Landwirt schränkte die Milchabgabe
ein, weil sie nicht rentabel war. Auf diese Ursache ist wohl die geringe Milchanlieferung im
Berichtsjahr zurückzuführen. Während vor dem Krieg auf den Kopf der Bevölkerung in
Nürnberg im Jahr ungefähr 120 Liter trafen, kamen im Berichtsjahr nur ungefähr 50 Liter
auf den Kopf der Bevölkerung zu stehen. Viele Molkereien waren gezwungen, ihren Betrieb
zu schließen, weil die Landwirte die in ihrem Stall anfallende Milch zu Hause verwerteten.
Weitaus besser ging es den Käsereien, die durch die Lagerung der Käse der Geldentwertung
aus dem Wege gehen konnten. Wohl aus diesem Grunde sind die meisten Pachtbetriebe
zum Regiebetrieb übergegangen. Bei den Molkereien, die nur Butter herstellten, war es
umgekehrt. Dort hat man Regiebetriebe verpachtet, um durch die Einsparung der Umsatz—
steuer wenigstens den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Die Unkosten waren in den
Sammelstellen, in den Molkereien und im Groß- und Kleinhandel so groß, daß sie durch
die eingeräumte Verdienstspanne oft nur teilweise gedeckt werden konnten. Bei den Preis—
festsetzungen hatten auch manchmal die Erzeuger das Gefühl, daß endlich der Milchpreis hoch
genug sei und daß sich die Produktion wieder lohnen werde. Bis der vereinbarte Milchpreis
in Kraft trat, war jedoch die Geldentwertung schon wieder so weit vorausgeeilt, daß von
den festgesetzten 8—10 Goldpfennigen oft nur mehr 5—ã6 übrig blieben. Bis nun dieser
Milchpreis zur Auszahlung gelangte, war der Wert hiefür auf 223 Goldpfennig gesunken,
und bis der Bauer das Milchgeld verwerten konnte, war es oft vollkommen entwertet. Es
ist nicht selten vorgekommen, daß ein Landwirt, der seine Milch zu Hause verwertete und
am Monatsschluß nur 1 Pfund Butter verkaufte, hiefür genau so viel Geld erhielt als der
andere Landwirt mit der gleichen Anzahl Kühe, der ein ganzes Monat lang die Milch an
die Molkerei ablieferte.
Infolgedessen wurde die Milch in den Städten immer weniger. Auch die Ver—
ordnungen des Generalstaatskommissars, welche schärfere Bestimmungen enthielten als selbst die
Kriegsgesetze, konnten eine Besserung in der Milchversorgung nicht herbeiführen. Die Organi⸗
sation zur Erfassung der Milch mußte nun noch mehr ausgebaut werden als in den Vor⸗
jahren. Ein großer Teil der Bevölkerung konnte sich nur auf dem Hamsterwege versorgen,
weil die Milchmengen, die zur Verfügung standen, oft kaum für die Kinder, für die Kranken
und alten Leute, sowie für die stillenden und werdenden Mütter ausreichten. Der Kommunal—
verband Nürnberg-Stadt hat zur Förderung der Milchproduktion, wie in den Vorjahren,
Y Der Bericht bezieht sich auf das Kalenderjahr 1928