Metadaten: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1917 (1917 (1919/20))

GBemeinnützige Anstalten, Armenwesen, Wohltätigkeit 
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22. Fleischverteilungsstelle. 
Die Entwicklung der Nürnberger Fleischversorgung im Berichtsjahre ist gekennzeichnet 
durch einen, nur in der Weihnachtswoche unterbrochenen Rückgang der Schlachtungen 
und Kopfrationen, sowie durch die mehr und mehr überwiegende Anlieferung von 
Großvieh gegenüber den Ausfällen in der Anlieferung von Kälbern und namentlich 
von Schweinen. Nachdem Anfang August 1917 die Abgabe des verbilligten Zusatzfleisches 
in Wegfall gekommen war, wurde die volle Kopfration auf 200 9 Fleisch und 1009 
Wurst festgesetzt. Schon Mitte 1917 mußte im Zusammenhang mit Schwierigkeiten in der 
Viehaufbringung die Wurstquote auf 50 g herabgesetzt werden. Der Monat Dezember 
brachte eine kleine Sonderversorgung mit Spanferkeln und in der Weihnachtswoche konnten 
250 9 Fleisch und 609 Wurst neben einer erhöhten Wildabgabe gewährt werden, Anfang 
Mai 1918 trat jedoch ein weiterer Rückgang durch die Ermäßigung der Fleischkopfquote 
auf 175 9 ein. Die Schlachtmengen und die Verteilung der Schlachtungen auf die 
einzelnen Tiergattungen im Vergleich mit denen des ersten Berichtsjahres (1831/2 Monate) 
sind aus den folgenden Ziffern ersichtlich: Großvieh 23416 (17 960) Stück im Schlacht- 
gewicht von 4441998,5 (3549409) kꝗq. Kälber 9378 (19796) zu 391115,5 (942 189) k9, 
Schafe 9807 (10049) zu 211624 (177 208) kꝗq, Schweine 2856 (27784) zu 171700 
(2242077) xg. 
Mit besonderer Deutlichkeit tritt in diesen Ziffern der außerordentliche Rückgang 
der Schweineanlieferung in Erscheinung, der bis heute angehalten hat und für sich 
schon die am Ende des ersten Berichtssjahres mit der Schaffung der Einheitsmetzger und 
Errichtung der Wurstzentrale durchgeführte Neuorganisation der Nürnberger 
Fleischverteilung zu rechtfertigen vermag. Schon Mitte Juli 1917 mußte die Abgabe 
von Schweinefleisch eingestellt werden, um wenigstens die jeweiligen geringen Anfälle für die 
Wursterzeugung zu sichern. Wie wäre es unter diesen Verhältnissen möglich gewesen, die 
frühere Siebenteilung der Metzger in reine Rindsmetzger, reine Schweinemetzger, gemischte 
Metzger mit und ohne Wurstverkauf usw. aufrecht zu erhalten, ganz abgesehen davon, daß 
die Neuorganisation durch die Forderung einer möglichst gleichmäßigen Fleisch- und Wurst⸗ 
verteilung unter jeweiliger Bekanntgabe der Wochenkopfmengen unvermeidlich geworden war? 
Es ist hier nicht der Ort, wiederum auf alle Einzelheiten in dieser Frage einzugehen; soviel 
aber sei festgestellt, daß sich die Neuregelung sowohl durch die Erhaltung und 
Förderung gerade vieler kleiner Meggereibetriebe während des Krieges als 
auch durch die nahezu völlige Einstellung der vorher zahlreichen Klagen der Bevölkerung 
wegen ungleichmäßiger Belieferung bewährt hat. 
Die Gründe für den Rückgang der Schweinelieferungen sind in der Offentlichkeit 
wiederholt ausführlich erörtert worden. Sie lagen einmal in den vorhergegangenen großen 
Schweineabschlachtungen und in der vorzugsweisen Belieferung des Feldheeres; in letzter 
Linie ist dieser Rückgang auch eine Folge der viel zu niedrigen Schweinehöchstpreise, mit 
denen die Gestehungskosten der Schweinemästung nicht entfernt gedeckt werden können. 
Eine Besserung wird hier nur nach einer den Gestehungskosten angemessenen Preiserhöhung 
zu derwarten sein, die wiederum abhängig sein wird von der Frage, ob die allgemeine 
Ernährungslage, insbesondere die Kartoffelpersorgung, eine Steigerung der Schweineaufzucht 
gestattet. Es wird auch wohl erst dann möglich sein, das mehr oder weniger dunkle Kopitel 
der Schwarzschlachtung von Schweinen und des Schleichhandels in diesem 
begehrten Artikel seinem Abschluß näher zu bringen. Inzwischen hat es sich die Fleisch— 
verteilungsstelle im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen besonders angelegen sein lassen, 
Der Bericht erstreckt sich auf die Zeit vom 1. Juli 1917 bis 80. Juni 1918.
	        
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