Prospekt der Stadt einen eigenen Reiz verleiht. Von dem
Felsen, der sie trägt, zieht sich die Häusermasse bis zur
Pegnitz herunter, welche die Stadt in fast zwei gleiche
Hälften theilt. Vom linken Ufer des Flusses, der nicht
schiffbar ist, aber dem Gewerbfleiss der Bewohner dient,
steigen die Häuser wieder mässig empor und den Hinter-
grund in der Mitte bilden die Höhen des Pegnitzthales,
das malerische Bild vollendend, welches Nürnberg mit
seiner Burg und seinen Thürmen bietet, unter denen die
Doppelthürme der beiden Hauptkirchen St. Sebald und
St. Lorenzen vor Allen hervorragen. Von diesen Kirchen
tragen die beiden Stadtseiten ihren Namen, die nördliche
von der Burg bis zum Flusse wird die Sebalder-, die süd-
liche, jenseits desselben, die Lorenzerseite genannt.
Ueber Ursprung und Entstehung der Stadt liegt
das Dunkel der Sage, die ihre Erbauung den Römern zu-
schreibt und sie dem Kaiser Nero zu Ehren ‚„Nerones-
berg“ nennt. Es ist dies geschichtlich nicht zu erweisen
und in der ganzen Umgegend findet sich keine Spur einer
römischen Niederlassung. Wahrscheinlich ist, dass Franken
und Bayern die ersten Ansiediler in der Gegend waren
und später auch gefangene Slaven dahin gebracht wurden,
um das Land urbar zu machen. Erst im Jahr 1050 wird
Nürnberg als ein Ort in einer Urkunde genannt, und zwar
in einem Freilassungsbrief einer „Sygena, Magd des Edlen
Ricolf‘“. Man schreibt den Umstand, dass so gar nichts
über die früheren Schicksale der Stadt sicher bekannt
ist, theils den Drangsalen zu, welche sie in der
Fehde Kaiser Heinrich's IV. mit seinem Sohne Hein-
rich V. erlitt, der sie, weil sie treu zu seinem Vater
hielt, belagert und erstürmt hatte, wobei alle älteren Ur-
kunden vernichtet worden wären, theils glaubt man sie
in dem Aufstande der Gewerbe gegen den Rath in den
Jahren 1348 und 1349 zu finden, in welchem das Rath-
haus erstürmt wurde und grosse Verwüstungen Sstatt-
gefunden haben. Doch sind beide Annahmen nicht sicher
begründet. Ebenso ist man auch über die Zeit der Er-
bauung der Burg im Unklaren. Theile derselben haben
wohl schon zu Kaiser Konrads I. Zeit bestanden, dass
sie aber ihre jetzige Gestalt erst unter Friedrich dem
Rothbart erhielt, ist nicht zu bezweifeln. Die Gunst der