fullscreen: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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ähnlich wie bei allen früheren Ausstellungen die mathematisch-physikalischen 
Instrumente in eine Betrachtung zusammen zu fassen. 
Bevor ich jedoch mit der Beschreibung der ausgestellten Gegenstände 
beginne, will ich eine kurze historische Zusammenstellung über die Ent- 
wickelung der Kleinmechanik in Bayern geben, da. wie ich glaube, der 
Nachweis des innigen Zusammenhanges der meisten grösseren mechanischen 
Werkstätten Bayerns von allgemeinerem Interesse sein dürfte. 
Ich erwähne dabei selbstverständlich auch einige hervorragende Firmen, 
welche bei der Ausstellung sich nicht beteiligt hatten. 
Im 18. Jahrhundert war die Verfertigung mathematisch-physikalischer 
Instrumente nur an wenigen Orten Bayerns von Bedeutung. Die Brillen- 
fabrikation blühte in Nürnberg seit Anfang des 18. Jahrhunderts, und die 
in den Städten Nürnberg und Augsburg schon im Mittelalter vielfach be- 
triebene Taschen- und Kunstuhrenmacherei musste die Verfertiger anregen, 
auch andere mathematisch-physikalische Instrumente herzustellen. Insbe- 
sondere war es G. F. Brander (1713-—1783) in Augsburg, dessen Werk- 
stätte in dem ganzen gebildeten Europa sich einen guten Klang erwarb, 
und zahlreiche Instrumente in dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts 
verfertigte. 
Die neuerliche Entwickelung der Kleinmechanik Bayerns geht fast 
ausschliesslich von München aus. Es gab hiezu Veranlassung, *) dass im 
Jahre 1801 von der französischen Konsularregierung eine militärisch-topo- 
graphische Karte Bayerns gewünscht und mit deren Herstellung der fran- 
zösische Oberst und Ingenieur-Geographe Bonne betraut wurde. Bei Aus- 
dehnung der Arbeiten fehlte es bald an guten Instrumenten, welche durch- 
yängig von dem Auslande, insbesondere von Borda in Paris und Kamsden 
in London bezogen werden mussten, Da entschloss sich der bayerische 
Artillerie-Hauptmann Georg Reichenbach eine Werkstätte zur Verfertigung 
mathematischer Instrumente zu errichten und verband sich zu diesem Zwecke 
mit dem Uhrmacher und Mechaniker Joseph Liebherr.**) Um ihrer Werk- 
stätte sofort eine grössere Ausdehnung geben zu können, wandten sich 
beide an Joseph Utzschneider, der auch am 20. August 1804 mit jenen einen 
Gesellschaftsvertrag abschloss, 
Das mathematisch-mechanische Institut in München: ‚Reichenbach. 
Utzschneider und Liebherr“ begann seine "Thätigkeit mit der Herstellung 
grosser Messinstrumente, welche auf einer von Reichenbach ***) und Liebherr 
neuerfundenen Maschine geteilt wurden, und sich genauer als die vom Aus- 
*) Kurzer Umriss der Lebensgeschichte des Dr. Juseph von Fraunhofer von Joseph 
von Utzschneider. Kunst- und Gewerbeblatt 1826. XII. S. 409. — Das Leben und Wirken 
Fraunhofers von Sigm. Merz, Landshut 1865. — Das Leben Fraunhofers von Dr. Ph. Jolly 
München 1865. — Jos. von Utzschneider von Dr. C. M. v. Bauernfeind. München 1880 
##) Nekrolog von ‚Jos. Liebherr, Kunst- und Gewerbchlatt 1840. XXVI 58. 696. 
#5) Gilbert Annalen dır I’hysik, Bl. 68. S. 33,
	        
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