Volltext: Ausleihjournal der Stadtbibliothek Nürnberg, 1841-1858 – Nürnberg, STN, A.K. 26(1)

28 
uns enthalten, hierüber auch nur einen Grund anzugeben, wollen wir lieber die 
einzelnen Anträge, welche wir für das Gedeihen einer tüchtigen Volksbildung 
unuͤmgänglich notwendig finden, schließlich nochmals kurz zusammenfassen. 
Sie lauten: 
J. Freie Stellung der Volksschulen und ihrer Lehrer. 
2. Eine dem Lehrerberufe entsprechende wissenschaftliche Bildung. 
3. Ein allgemeiner Lehrplan für die Volksschulen in ganz Deutschland. 
4. Ein Schulgesetz für ganz Deutschland. 
5. Zuziehung der Lehrer zum Entwurfe des Lehrplanes und überhaupt der Ver— 
fässung des deutschen Volksschulwesens.“ 
Verwandlung des Schulgeldes in eine allgemeine Umlage. 
Gehaltserhöhung der Volksschullehrer. 
Gleichstellung der Volksschullehrer mit den Staatsdienern in Hinsicht ihrer 
Heimatsverhältnisse, Ruhe- und Witwengehalte und Waisenunterstützung. 
Und somit übergeben wir unsere Anträge vertrauensvoll einer Hohen Reichs⸗ 
versammlung und hoffen, daß dieselbe auch das geistige und sittliche Wohl des 
kommenden Geschlechtes, als die sicherste Garantie freier Institutionen, in ihre 
sorgfältige Pflege nehmen werde.“ — 
Ein halbes Jahrhundert ist derweilen in das Land gegangen und ein Groß— 
teil dessen, was man damals als unbedingt notwendig erstrebte und zu erreichen 
hoffte, ist heute — leider! — noch ein frommer Wunsch. Ja, manche vollberechtigten 
Forderungen damaliger zeit betreffs der Schule und ihrer Lehrer getraut man sich 
heutigentags unsrerseits beinahe gar nicht mehr zu erheben, da ihre Geltendmachung 
gewiffen Kreisen unbequem erscheinen und von anderen wieder uns als Anmaßung 
aͤngerechnet werden möchte.“ 
Das ist betrübend und entmutigend zugleich! 
In dem oben erwähnten Begleitworte zur Eingabe an die Reichsver— 
sammluͤng in Frankfnrt ist auf, eine für 12. Juli 1848 geplante Lehrerversamm— 
lung in Schwabach hingewiesen, die auch wirklich zusammentrat, von 
eiren 180 nordbayerischen Lehrern, besucht war und den Lehrer 
derein Nürnberg für die im nördlichen Bayern bereits bestehenden 
und sich noch werter bildenden Vereine als Zentralpunkt nominierte, 
ja nach anderer Lesart“) — ihm die Bildung eines Zentralschul— 
dehrervereins für ganz Bayern übertrug. 
So bekam der hiesige Lehrerverein kurzweg den Namen Zentralverein,“**) und 
die Vorstandschaft des Lokalvereins (damals: Grißhammer, Feurer und G. Ringler, 
im nächsten Jahr: Müller, Völckel, Feist) bildete zugleich die Vorstandschaft des 
Zentralschullehrervereins, dem sich im Verlauf der nächsten Monate nicht weniger 
als 37 Zweig-GBezirks⸗)-Vereine aus den drei fränkischen Kreisen, der Oberpfalz und 
Schwaben anschlossen. 
Das war der zweite Vorläufer unseres jetzigen „Bayerischen 
—A 
) Vgl. die Protokolle der II. allg. deutschen Lehrer-Versammlung, Einleitg., S. VII. 
*x) Auf Geheiß der Lokalschulkommission mußten die, jetzt leider nicht mehr vor— 
handenen Statuten des Zentralvereins dieser Behörde in Vorlage gebracht werden. worauf 
dieselbe folgende Rückäußerung beliebte: 
„Von der kgl. Lokalschulkommission Nürnberg ist von den Statuten des Zentral⸗ 
Schullehrervereins Einsicht genommen und für ihren Teil nichts dagegen zu erinnern 
gefunden worden. 
Diefelbe glaubt auch, daß die kgl. Regierung, welcher sie vorgelegt werden sollen, 
nichts dagegen exinnern werde; sie vertraut aber, daß sämtliche Mitglieder sich stets be— 
wußt bleiben werden, daß in einem Verein, welcher wissenschaftliche und amtliche Zwecke 
erstrebt, die Sprache einer zügellosen Journalistik und die Maßlosigkeit 
der sogenannten Volksredner ferne gehalten werden, muß, indem solche Ver⸗ 
irrungeu sicher die Auflösung des Vereins zur Folge haben würden.“
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.