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bietet, ohne sie der Lüge zu strafen? Nein. „So gewiss ich
von jener: Pflicht als Bürger dieser Welt überzeugt bin, so
gewiss bin ich überzeugt, dass der Fortschritt meines Ge-
schlechts nicht das Hirngespinst eines Träumers ist”... Diese
Ueberzeuzung berechtigt uns auch, den Menschen in seiner
Reife, inı höchsten Glanz seiner Würde, am äussersten Rand
der Geschichte zu denken. „Hier ist es, wo er in seiner vollen
Reife dasteht. Der Mensch am Ziel ist Herr über die Natur
und Herr über sich selbst. Er ist entbunden von allen fremden
Gesetzen, die ihm Gewohnheit, Willkür oder Zufall!) aufge-
bürdet haben, aber folgsam den heiligen Geboten, denen er,
als vernünftiger Geist und als Glied einer übersinnlichen
Wesenskette, unterworfen ist. Ein treuer Untertan der Ver-
nunft ruht er im Schoss eines ewigen Friedens. Frei durch
Vernunft ist er den Banden des Staates und der Vormund-
schaft menschlicher Gesetze entwachsen und wird geleitet
durch die Gerechtigkeit, die dem entarteten Geschlechte ent-
floh und nun vom Himmel zur Erde herabgestiegen ist. — Nebst
diesem Ideale einer mit sich selbst einstimmigen. Menschheit
schafft sich nun der Geist noch ein anderes, das er in die
Vergangenheit stellt, das seinen moralischen Sinn ergötzt, ohne
die Sinnlichkeit zu beleidigen ..., das die Menschheit in einem
liebenswürdigen Bilde darstellt, ohne uns aufzufordern, ihr das
Ebenbild Gottes wieder erringen zu helfen. Aber welchen Punkt
der Vergangenheit kann ein solch idealer Zustand ausfüllen ?
Die Geschichte keineswegs. Denn soweit sie reicht, finden wir
Staaten, in diesen kämpfende Leidenschaften und daneben
Laster. Und in welcher Gestalt wäre dieser Zustand zu denken?
In der eines wohlgeordneten Staates? Nein; denn der Staat
setzt schon das Bedürfnis des Staates, also Sittenlosigkeit, vor-
aus. Und stets scheinen die wohltätigen Bande der bürger-
lichen‘ Gesellschaft lastende Fesseln zu sein, vor denen wir uns
und alle Menschen gerne befreien würden, wenn nicht die be-
dächtige Vernunft unsere unbedächtigen Wünsche durch die
Ueberzeugung niederzuschlagen wüsste, dass Freiheit für die
1) Meissners Monatschr, „Apollo“: „Ueber den Stand der Natur.“ Prag
1795/96,
Feuerbach bemerkt über den Begriff „Freiheit“: „unter diesem viel
bedeutenden Wörtchen verstehe ich hier nichts weiter, als die Unabhängigkeit
des Menschen von Zwangsgesetzen.“ -(„Apollo“ über den Stand der Natur“)