Objekt: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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lustigen Ordnung“ ihren Einzug in Nürnberg. Das Fußvolk wurde 
darauf abgedankt, Jörg Truchseß ließ auf dem Heimwege noch einige 
der schon früher vom Bunde in Besitz genommenen Absbergischen 
Schlösser, Absberg selbst u. s. w. zerstören. Es war eine gründliche 
Säuberung der fränkischen Lande, die der Bund auf diese Weise vor— 
genommen hatte. Im Ganzen lagen 283 Burgen in Trümmern. Freilich 
die Hauptschuldigen, vor allem der gefürchtete Hans Thomas von Abs— 
berg selbst hatten sich nicht erwischen lassen und setzten noch viele Jahre 
ihr altes Unwesen mit Rauben und Händeabhauen fort, wenn auch 
mancher von ihnen das wilde Leben im Wald und auf freier Haide 
mit dem Kerker und dem Tode durchs Schwert bezahlen mußte. Ihren 
„Unterschlupf“ fanden die Strauchritter hauptsächlich in Böhmen, aber 
selbst an weit entlegenen Orten, in den Niederlanden und in Schlesien 
waren die Nürnberger Kaufleute nicht vor ihnen oder ihren Freunden 
sicher. Selbst die Bauernunruhen, in denen allein in Franken 292 Schlös— 
ser (und beiläufig 52 Klöster) zerstört wurden, konnten dem Unwesen 
des adeligen Raubgesindels kein Ende machen. Besonders traurig er— 
ging es dem Bruder des berühmten Dr. Scheurl, Albrecht Scheurl, 
der, als er von seinem Bergwerksbesitz im Joachimsthal nach Hause 
ritt, von Christoph Marschalk von Pappenheim überfallen und in die 
Gefangenschaft geführt wurde. Acht Monate lang schleppte man ihn 
im Böhmer Walde umher, vergebens bemühte sich der Rat, sein Ver⸗ 
wahrsam auszukundschaften und ihn zu befreien. Endlich wurde er von 
einem Knecht des Absbergers, der seinen Herrn rächen wollte, im Ge⸗ 
fängnis erstochen (1531). Denn inzwischen hatte diesen die Rache ereilt. 
Er hatte sich einmal nach Altenzedlitz (in Böhmen) zu einem Juden 
Salomon, einem Wirt und Diebshehler, dem er gewöhnlich seinen Raub 
zu verkaufen pflegte, hinbegeben. Dieser, der wahrscheinlich von den 
Nürnbergern bestochen war, machte ihn trunken und als der Ritter 
darüber an einem Tische einschlief, schoß er ihm mit einem Faust— 
rohr (Pistole) ins Herz und zerschlug ihm mit Hilfe eines anderen 
Juden den Kopf wie einem „wütenden Hunde“. Längere Zeit blieb 
sein Leichnam unbeerdigt auf einem Kornacker liegen, von Maden 
zerfressen, bis er schließlich in einer Ecke des Kirchhofs zu Altenzedlitz 
begraben wurde. An der Hand des Räubers wurde auch der Wappen⸗ 
ring des Albrecht Scheurl gefunden, der jetzt wieder in den Besitz 
der Familie gelangte. Der Annalist Müllner empfindet es als eine 
Art Genugthuung, daß der „tyrannische gottlose Mann“ nicht würdig 
gewesen sei, von einer christlichen Obrigkeit seinen gerechten Lohn zu 
empfangen, daß ihn vielmehr ein „verfluchter“ Jude mitten in seinen Sünden 
— weil er schlief — ins Jenseits befördern mußte. (Gorts. folgt.)
	        
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