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helfer zu unternehmen. Bei dieser Gelegenheit wurden die Burg Absberg
und einige andere Schlösser auf dem Hahnenkamm, den Absbergern und
ihren gefährlichen Freunden, den Rosenbergern gehörig, eingenommen.
Dafür hatten in der Folge die Bundesstände und namentlich Nürn—
berg aufs ärgste unter den Plackereien des Hans Thomas selbst und
seiner Raubgesellen zu leiden. Die Stadt wurde, während in ihren
Mauern das Reichsregiment tagte, förmlich in Belagerungszustand ver—
setzt. Unter den Helfern des Absbergers waren natürlich die alten
Feinde der Stadt, Mitglieder der angesehensten fränkischen Adels—
geschlechter, die Herren von Aufseß, von Giech, Streitberg und Spar—
neck, auch der alte Kunz Schott ließ wieder von sich hören. Die Fehde
nahm einen ganz wilden und barbarischen Charakter an, da bei den
Raubrittern der entsetzliche Brauch aufkam, den Unterthanen der Bun—
desstände, deren sie habhaft werden konnten, die rechte Hand abzu—
hauen. Nicht nur Handwerker und andere kleine Leute, selbst Vor—
nehmere, wie ein Doktor der Rechte aus Wien, wurden davon be—
troffen. Diese Unthaten wurden sämtlich in dem Namen des Hans
Thomas von Absberg verübt, wenn er auch nicht überall selbst dabei
war. Wehe den Unglücklichen, die ihr Weg ihm oder seinen Spieß—
gesellen in die Arme führte. Einem Eisenkrämer und einem Feilen—
hauer aus Nürnberg, die mit ihren Waren den Markt in St. Anna—
berg besucht hatten, nahm der Ubermütige die eidliche Verpflichtung
ab, die abgehauenen Hände — vergebens hatten sie darum gebeten,
ihnen doch wenigstens die Linke zu nehmen — ihrem Bürgermeister
vorzuzeigen. Auch die Straße bei Frankfurt, wohin die Nürnberger ja
viel Verkehr hatten, war durch die Raubritter völlig unsicher geworden.
Endlich raffte sich der schwäbische Bund zu einem wirklich
energischen Vorgehen gegen die Raubritter auf, nachdem inzwischen die
Sache des Adels am Rhein ihren Todesstoß erlitten hatte. Franz
von Sickingen war bei der Erstürmung seiner Veste Landsstuhl am
7. Mai 1528 seinen Wunden erlegen. Er, der über gewaltige Mittel
verfügte, hatte es verstanden, die zersplitterten Kräfte des Rittertums
— wenigstens am Mittel- und Oberrhein — für kurze Zeit unter seiner
Fahne zu vereinigen. Dadurch, daß er seine selbstsüchtigen Bestre—
bungen nach Erringung einer fürstlichen Machtstellung mit der Ver⸗
teidigung der evangelischen Lehre zu verquicken wußte, hat er sich da—
mals selbst in städtischen Kreisen gewisse Sympathieen erworben, die
er ja auch heute noch nicht ganz ungerechtfertigter Weise genießt.
Wenn sein Unternehmen nur Erfolg gehabt hälte! Von diesem idealen
Zuge, der dem Unternehmen Sickingen's anhaftete, der sich zumal in
den poetischen Aufrufen eines Ulrich von Hutten kundgiebt, kann frei—