(33 Fälle tertiärer Hautsyphilis,
Statistisches und anderes.
Von
Dr. Ernst Epstein.
Bei den statistischen Angaben, die ich hier mittheile, habe ich mich nur
an die Fälle tertiärer Hautsyphilide gehalten. Von anderweitig lokalisirter
Spätlues ist allenfalls mit Ausnahme der Mundaffektionen und der Orchitis
zummosa — mein Material zu klein. als dass es irgend verwerthbare Zahlen
hergeben könnte,
Ich habe seit Juli 1887 dahier 1310 Fälle von Syphilis beobachtet,
darunter 133 Fälle, also ziemlich genau 10 Procent, von tertiären Haut-
syphiliden. Aus diesem Procentverhältniss ist freilich, wie in fast allen bisher
erhobenen Statistiken, gar nichts bestimmtes zu entnehmen, insbesondere auch
kein Anhaltspunkt zur Beantwortung der so wichtigen Frage, in welcher
Häufigkeit die syphilitische Infektion Späterscheinungen zur Folge hat. Alle
derartigen Statistiken, bei denen einfach aus einem bestimmten Zeitabschnitte
die Zahlen aller Syphilisfälle und die Zahlen der tertiären einander gegenüber
gestellt werden, leiden an den verschiedensten Fehlerquellen. Einmal daran,
dass die tertiären Fälle ja nicht in Beziehung stehen zu den gleichzeitig be
obachteten frischen Infektionen, sondern zu solchen, die Jahr und Tag zurück-
liegen, so dass man eigentlich die in einem gegebenen Moment oder längeren
Zeitabschnitt beobachteten tertiären Fälle gegenüberstellen müsste den frischen
Infektionen aus einem vielleicht 5, 6 oder 8 Jahre zurückliegenden Zeitabschnitt.
Diese Fehlerquelle würde nur dort entfallen, wo über einen längeren Zeitraum
hinweg die Zahl der alljährlich neu beobachteten Infektionen stabil geblieben
wäre, Des weiteren ist, da die betreffenden Statistiken fast alle aus Haut-
kliniken oder aus dermatologischer Praxis hervorgehen, zu bedenken,
dass »ein Theil der Tertiär-Syphilisfälle desselben Materials, die im recenten
Stadium auf den Hautkliniken Heilung suchten, sich auf andere Kliniken verteilte.
(v. Marschalkö %. Endlich sind, um nur noch ein Moment zu erwähnen, auch
in anderer Beziehung die wenn ich so sagen darf — Rekrutirungs-
bedingungen für frische und für tertiäre Syphilis oft sehr verschieden, So sei
nur beispielsweise aus meiner Praxis hervorgehoben, dass die auswärtigen
Patienten mit frischer Lues, die ich zu behandeln habe, fast ausschliesslich
eschäftsreisende sind, wohingegen mein auswärtiges Material an Spätlues fast
ganz aus der näheren und weiteren Umgebung Nürnbergs kommt, so dass
hier zwei Beobachtungsreihen Zusammentreffen. zwischen denen keine Statistik
eine Verbindung herstellen kann
') v. Marschalka, Beiträge zur Actiolopie der tertiären Lues, insbesondere über den Einfluss
der Queksilberbehandlung anf das Auftreten tertiärer Symptome. Arch. f. Derm. u. Syph. Ra 20
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