fullscreen: Stenographischer Bericht der neunten Generalversammlung Deutscher Müller und Mühlen-Interessenten in Nürnberg vom 12. bis 16. August 1876 (9. 1876 (1877))

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ich, ganz abgesehen von dem religiös moralischen Standpunkte, der al— 
lerdings auch seine volle Berechtigung hat, nachgewiesen zu haben, daß 
der Arbeitgeber von einem praktischen Standpunkte aus betrachtet, 
wohl thut, für das Wohl seiner Leute in mögalichst ausgiebiger Weis⸗ 
u sorgen. 
* gehe nach dieser Abschweifung auf das Thema selbst über. 
Schon Herr General-Direktor Koch machte in der vorigjährigen 
Debatte darauf aufmerksam, daß sich ein Invaliden-Unterslützungs 
Verband von dem für Unfall- Versicherung zu seinem Nachtheil dadurch 
unterscheiden müsse, daß eine Kollektiv-Versicherung aller Leute nach 
festen Sätzen nicht möglich ist, sondern daß die verschiedenen Arbeiter, 
jeder einzelne, seiner Altersstufe und den Gesundheits-Verhältnissen ge⸗ 
mäß, zu verschiedenen Prämiensätzen zu versichern seien. Die Schwie— 
rigkeit steigert sich durch den unvermeidlichen Wechsel der Leute, welche 
bei der Unfall-Versicherung ohne Bedeutung ist, da dort eine gewisse 
Anzahl von Leuten, ohne Rücksicht auf die einzelnen Personen versichert 
ist. Hier muß für jeden neuen Arbeiter eine neue Versicherung genom— 
men werden, doch das macht nicht die größte Schwierigkeit; diese liegt 
vielmehr in der Auseinandersetzung mit den ausscheidenden Arbeitern, 
und die Lösung dieser Frage ist der schwierigste Theil der ganzen Sache, 
Es wären da verschiedene Lösungen möglich; wenn ein aͤusgebrei— 
eter Versicherungs-Verband bestände, möchte es am Einfachsten scheinen, 
wenn die Leute, sofern sie nur zwischen Mitgliedern wechseln, ihre Po 
licen mit hinausnehmen, und so versichert bleiben; aber einerseils wuͤr— 
den die Leute auf einen sehr kleinen Kreis von Mühlen beschränkt 
sein, da erfahrungsmäßig sich nur ein kleiner Theil der Besitzer be⸗ 
theiligt, ein Mann also, der in einer versicherten Mühle entlafsen wird, 
wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 gegen 1, in eine andere 
Mühle kommen, welche das Alter der Leute nicht versichert, nund da 
die Invaliditäts-Versicherung nur unter Betheiligung des Arbeitgebers 
mit Erfolg ausführbar ist, würde er sein erwoörbenes Recht auf die 
bestehende Versicherung verlieren, wenn er nicht die für ihn häufig un— 
erschwinglich hohe Prämien allein fortbezahlen kann und will. 
Hier aber ist der Punkt, in welchem ich einen Theil der Aus— 
zleichung für meinen Beitrag zu der Prämienzahlung suche, indem ich 
meine gut geschulten Leute durch ihr eigenes Interesse, und die Aus 
sicht auf eine gesicherte Zukunft an mich fessele, um dies zu thun ist 
der Vertrag so zu schließen, daß die Versicherung nur so lange in 
vollem Umfange besteht, als die Leute in meinem Lohne stehen; schei— 
det einer von ihnen freiwillig oder unfreiwillig aus meinem' Gischäfte, 
so verliert er nicht nur den Vortheil, daß ich einen namhaften Bettrag 
zu seinen Prämien zahle, sondern auch andere Vortheile, von denen 
ich später sprechen werde. 
Ich hoffe also in der Invaliditäts- und Alters-Vesicherung einen 
neuen Kitt zu finden, welcher die Leute, welche ich als gut erkannt 
habe, an mich fesselt, während andere sich bestreben werden, ihr Ve— 
kragen so einzurichten, daß ich nicht in die Lage komme, sie fortzu— 
schicken; man kann mir nun einwerfen, ich könne das durch einen 
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