Objekt: Fünfzig Jahre Mitgliedschaft Nürnberg im Verband der Deutschen Buchdrucker

ins Ungemessene; wer nicht ganz arbeitslos war, arbeitete verkürzt oder 
setzte wechselseitig aus. Die durchschnittliche allgemeine Arbeitslosigkeit 
zezifferte sich in den letzten beiden Vierteljahren 1914 auf 23 Prozent, im 
August betrug sie sogar 41 Prozent. Die Buchdrucker standen damals 
doppelt so hoch mit ihrer Arbeitslosenziffer als alle deutschen Arbeiterver— 
hände mit dem Durdhschnittssatz. 
Ueber die außerordentlichen Verhältnisse und Maßnahmen während 
der Kriegszeit wird in einem besonderen Abschnitt berichtet werden. 
Ein Lichtbildervortrag wurde am 20. Januar abgehalten, in dem Herr 
Hauptlehrer G. Vöhring in interessanter Weise über die Feuerbestottung vor 
ahlreich erschienenen Kollegen und deren Damen sprach. — In die Servis⸗ 
classe Bader Veichsbesoldungsordnung wurde durch Verordnung des 
Buudesrats die Stadt Rürnberg eingereiht, anstatt bisher in Klasse 0C. 
Nach unserem Tarif hat nunmehr VRürnberg von der nächsten Tarijfperiode 
ab, da während einer laufenden Periode Veränderungen nicht eintreten, 
in die Klasse der Städte mit 1716 Prozent Lokalzuschlag (bisher 15 Proz.) 
einzutreten. — Gelegentlich der Tarifbewegung der österreichischen Buch⸗ 
drucker wurden wir im allgemeinen von Streikarbeit verschont, nur am 
Schlusse wurde versucht, einige kleinere Auftäge hier unterzubringen. Den 
Hinterbliebenen des von dem Streikbrecheragenten Keiling ermordeten 
Tarifobmannes Kollegen Solinger in Tetschen wurden 20 M überwiesen. 
Die Vorarbeiten für Errichtung einer Fachschule für Buchdrucker 
waren von der kgl. Lokalschulkommission so weit gefördert worden, daß 
mit der Eröffnung der Schule für Herbst 1914 sicher gerechnet werden 
konnte. Auf Antrag der kgl. Lokalschulkommission hatte der Stadte 
magistrat am 24. Juli 10914 beschlossen, daß für jeden die Fachschule be⸗ 
suchenden Lehrling des Buchdruckergewerbes eine Gebühr von jährlich 
12 AMerhoben werden darf und daß die in Fürth wohnenden Drucker— und 
Setzerlehrlinge an dem praktischen Unterricht der Fachschule teilnehmen 
cönnen, soweit sich hierdurch eine Mehrung der Stunden nicht ergibt. Der 
Antrag auf Entrichtung einer Gebühr von jährlich 12 A für anfallenden 
Materialverbrauch, für Werkzeug-⸗ und Maschinenabnützung war gestellt 
worden, nachdem der Vertreter des Vereins der Buchdruckereibesitzer er— 
clärt hatte, daß ohne diese Gebühr die Errichtung der Fachschule kaum durch— 
geführt werden könne. Unsererseits wurde auf Anfrage die Erklärung 
abgegeben, daß unter den obwaltenden Umständen auch die Gehilfen gegen 
die Erhebung einer Gebühr nichts einwenden würden, um die Errichtung 
der Fachschule zu sihhern. Es wurde von uns die Möglichkeit ins Auge ge— 
faßzt, daß später durch Zuhilfenahme irgend einer Stiftung das Schulgeld 
wieder aufgehoben werden könnte. Das Kollegium der Gemeindebevoll— 
mächtigten hat am 24. Juli 1914 dem Beschluß des Stadtmagistrats mit 
dem Abmaße zugestimmt, daß ein Schulgeld nicht erhoben werden soll. 
Vach Kriegsausbruch konnten die weiteren Verhandlungen nicht fortgeführt 
verden, da infolge Belegung vieler Schulhäuser für militärische Zwecke 
Schulzimmer für die Fachschule nicht bereitgestellt werden konnten. 
Die im Mai in Leipzig eröffnete Internationale Ausstellung für Buch— 
gewerbe und Graphik, ein Kulturwerk ersten Vanges, wurde durch den Krieg 
säh beendet. Durch die Beteiligung des Verbandes und zahlreichen Besuch
	        
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