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zebrachte vorsichtige Politik, seine loyale Gesinnung gegen den Kaiser
den er doch eben erst seiner unverbrüchlichen Treue versichert hatte, alles
dies hinderte den Rat, sich entschieden an die Seite der Evangelischen zu
ttellen. Am liebsten wäre er neutral geblieben. Dies ging aber nicht
an, denn der schwedische Rittmeister Marx von Rehlingen, der a
28. September die Aufforderung des Königs an die Stadt überbrachte,
sich mit ihm zu verbinden, erklärte, sein Herr werde die „Neutralisten
für Abtrüunige halten und ärger als den Feind selbst traktieren.“ So
gab man denn zunächst die zu nichts verpflichtende Erklärung ab, daß
man bei dem „evangelischen Wesen“ verbleiben und alles thun wolle,
was „müglich und verantwortlich“ sei. Auch einem zweiten schwedischen
Abgesandten, dem Hofrat Dr. Martin Chemnitz gegenüber ließ sich der
Rat noch zu keiner bindenden Erklärung herbei. Doch gab er zu verstehen,
daß man, um beim Kaiser sich verantworten zu können, „etwas Gewalt“
abwarten wolle, und daß es sehr gut wäre, wenn der König zuvor
katholische Stände zwingen würde, auf seine Forderungen einzugehen.
Im übrigen verwies man den Abgesandten auf die Besprechungen mit
Ansbach und Bayreuth, die auch wirklich auf einem Tage in Kloster
Heilsbronn stattfanden. Auf dieser Konferenz wurde man darüber
einig, sich zwar in kein Bündnis mit Gustav Adolf einzulassen, ihm
jedoch eine gewisse Summe Geldes zu bewilligen. Diese Geldhilfe
konnte dem Kaiser gegenüber immer noch als Brandschatzung hingestellt
werden. Allein damit war dem Könige wenig gedient. Dieser ver—
langte eine unzweideutige Unterstützung mit Kriegsvolk und als der Rat
noch zauderte, lief am 18. Oktober ein sehr scharfes Schreiben von
Chemnitz ein, worin dieser mit einem königlichen Absagebrief drohte
und davor warnte, daß schwedische Truppen alsobald vor die Stadt
rücken würden. Nun hatte der Rat, was er wollte, die Androhung
von Gewalt und so entschloß er sich denn, schon für den 14. Oktober
die Genannten zusammenzurufen, ohne deren Zustimmung er in dieser
wichtigen Angelegenheit keine Schritte thun wollte. Diese Zustimmung
aber konnte nicht zweifelhaft sin und wurde wohl kaum durch das
königliche Drohschreiben beeinflußt, das inzwischen wirklich am frühen
Morgen des 14. Oktober durch einen Trompeter überbracht wurde. Die
Genanuten gaben fast einstimmig die Antwort: „daß man in dieser Gottes
ehr und die gewissensfreiheit concernirenden sach, sich k. Majestät in
Schweden keineswegs entziehen, sondern vielmehr deroselben, anderen
evangelischen Ständen gleich, sich begerter conjunction nach aller Mög—
lichkeit an die hand gehen solle.“ Gleich nach der Abstimmung reisten
Hans Jakob Tetzel und der Ratskonsulent Dr. Georg Richter zu Gustav
Adolf nach Würzburg ab. Sie waren instruirt, einen Vertrag mit