Objekt: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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Worten eine Verherrlichung von Goethes „Faust“, durch die auch 
Hans Sachs mit emporgehoben wird. Die Einwirkung des Goetheschen 
„Faust“ auf die Romantiker war eine ganz bedeutende, sogar die 
jugendliche Auguste Böhmer wurde durch ihn zu Knittelversen an- 
yeregt. Aber auch die älteren Farcen „Künstlers Erdewallen“ und 
„Künstlers Apotheose“, deren bei Goethes Stellung zu Hans Sachs 
bereits gedacht werden mußte, haben auf die Romantiker einen 
starken Eindruck gemacht.! Allein so tief auch späterhin die Ein- 
wirkung gewesen ist, die die Romantiker durch Goethes Stellung- 
nahme zu Hans Sachs empfingen, so ist doch Tieck zunächst auf 
anderem Wege zu Hans Sachs geführt worden. Der Sinn für alt- 
deutsche Literatur und Kunst wurde in Tieck durch seinen Freund 
Wackenroder geweckt. Dieser hatte in der Zeit zwischen dem 
Frühling 1792 und dem März 1793 in Berlin bei dem Prediger 
Erduin Julius Koch, dem ersten Herausgeber eines „Compendiums 
der deutschen Literatur-Geschichte“,*? Vorlesungen über deutsche 
Literatur gehört. Er schreibt darüber entzückt an Tieck, der indes für 
Jiese Richtung nicht sofort zu haben war, sondern wohl erst in Erlangen, 
wo er das Sommersemester 1793 mit Wackenroder verbrachte, bekehrt 
wurde.? Nürnberg, das sie besuchten, hatte auf die beiden Erlanger 
Studenten besonderen Eindruck gemacht, hier wird Wackenroder 
auch auf Hans Sachs aufmerksam geworden sein. Im Herbst 1793 
bezogen beide die Universität Göttingen. Während sich Tieck hier 
wieder den Engländern in die Arme warf, beschäftigte sich Wacken- 
roder mit der älteren deutschen Literatur, besonders auch mit Hans 
Sachs.* Er sammelte für Kochs germanistische Studien Material und 
hier schrieb er wahrscheinlich auch seinen kleinen Aufsatz über 
1 Jacob Minor, Classiker und Romantiker, im Goethe - Jahrbuch 
10. Bd., Frankfurt a. M., 1889, S. 224—226. 
2 Kochs Compendium erschien zuerst 1790, die zweite vermehrte 
Ausgabe 1795 (1. Bad.). Ein zweiter Band erschien 1798. Über Hans Sachs 
bringt Koch natürlich auch verschiedenes bibliographisches Material bei 
(1. Bd., 2. Ausg., S. 131, 228, 249, 264, 275; 2. Bd., S. 80—81, 196—197). 
3 R. Haym, Die romantische Schule, Berlin, 1870, S. 79, 810; Allge- 
meine deutsche Biographie, 40. Ba., Leipzig, 1896, S. 4441—445 (W. H. 
Wackenroder von Sulger-Gebing). Jetzt vgl. man besonders Paul Koldewey, 
Wäckenroder und sein Einfluß auf Tieck, Leipzig, 1904. 
Koldewey a. a. 0. 8. 35, 102.
	        
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