Objekt: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1920/21. (1. April 1920 bis 31. März 1921) (1920/21,1 (1921))

Soziale Fürsorge 
meine Vachfrage nach solchem Mischfutter herrschte, gelang es durch Zuziehung des Nürnberger 
Broßhandels den größten Teil des Reisfuttermehls bis auf wenige Hundert Ztr. ohne Verlust 
loszuschlagen. In Nürnberg selbst war der Absatz des Mischfutters nicht möglich. Ahnlich wurde 
eine Vermischung des Kartoffelwalzmehls vorgenommen, welches, vermengt mit Weizen- und 
Roggenkleie, ein äußerst ergiebiges und gern gekauftes Futtermittel ergab. Durch die am 
1. August 1920 in Kraft getretene, vom Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft er— 
lassene Berordnung über Mischfutter vom 8. April 1920 wurden der Futtermittelstelle beim Ver— 
kauf des hergestellten Mischfutters zwar große Schwierigkeiten in den Weg gelegt, die indessen 
durch umsichtige, von Ängstlichkeiten freie Absatzpolitik überwunden wurden. Bis zum April 
1921 war es so möglich, sämtliche noch im Jahre 1920 auf Lager befindlichen freien Futter— 
mittel — bis auf einen Restposten von 280 Ztr. Reisfuttermehl und 200 Ztr. Seradellaschrot — 
abzustoßen. In den Monaten Januar bis März 1021 trat ein weiterer großer Preissturz aller 
Futtermittel ein, hervorgerufen durch die von der Regierung veranlaßte verbilligte M ai s- 
aktison, die den Landwirten den Bezug von Mais für den Vreis von 60 M'per Ztr. in Aus- 
icht stellte. 
Der für das Wirtschaftsjahr 19020 nötige Futterhafer war im April vorigen Jahres 
bereits größtenteils auf Lager, da die Hauptanlieferung in der Zeit von Mitte November 1919 
bis Mitte Januar 1920 ununterbrochen erfolgte. Trotzdem wurde bei der Futterabsatzregelung 
nit der Ausgabe etwas zurückgehalten, weil ca. 10 000 Ztr. Hafer für die menschliche Ernährung 
eserviert werden mußten. Es hat sich aber bald die Unbrauchbarkeit des Hafermehls für Er— 
rährungszwecke erwiesen, so daß die Futtersätze wieder erhöht werden konnten. Am Schlusse 
des Wirtschaftsjahres, Mitte August 1920, war durch Einsparungen eine Hafermenge von 
ca. 15 000 Ztr. auf Lager, die dann durch außerordentliche Zulagen an die Pferdehalter verteilt 
worden ist. DieAnlieferung des Hafers aus neuer Ernte war fortwährend sehr stockend. Um 
die Bersorgung der Nürnberger Pferdehalter günstig zu gestalten, wurde von der Futtermittel- 
stelle bereits anfangs des Wirtschaftsjahres der gesamte Hafer abgerufen und die hierzu nötigen 
Lager bereitgestellt. Trotzdem war die Anfuhr nicht so stark wie im Vorjahre. Während sich 
Ende März 1020 ein Vorrat von ca. 40 000 Ztr. Hafer in unseren Lagern befand, konnten wir 
zur gleichen Zeit 1921 kaum über einen Lagerbestand von Jl0 Ooo Ztr. verfügen. Der Grund 
für die schlechte Belieferung war darin zu suchen, daß bei den Landwirten noch große Mengen 
oon Hafer lagerten, die von diesen absichtlich zurückgehalten und der Erfassung durch die Kom— 
nissionäre entzogen wurden, um bei evtl. Aufhebung der Zwangswirtschaft höhere Preise erzielen 
zu können. Die verschiedenen, immer wiederkehrenden Anträge im Landtag und in Stadt— 
darlamenten ließen schließlich auf eine baldige Beendigung der Getreidebewirtschaftung schließen. 
Die dringendsten Vorstellungen der Landesfuttermittelstelle bei sämtlichen Kommissionären 
und unteren Verwaltungsbehörden, die Hafererfassung bei den Landwirten bis ins gründlichste 
vorzunehmen, blieben anscheinend ohne den gewünschten Erfolg. Am Schlusse des Berichts- 
jahres wurde durch die Reichsregierung eine Maisaktion in die Wege geleitet, um durch Abgabe 
von verbilligtem Mais zu 60 A per Ztr. an die Landwirte die Ablieferung des Hafers. wie über⸗ 
haupt des Getreides, zu heben. 
Zur Einlagerung standen im April 1920 7 Lager zur Verfügung. 
Da Futtermittel, welche der Zwangswirtschaft nicht mehr unterlagen, nicht mehr auf— 
gekauft wurden, sondern zur Einlagerung nur Gerste, Hafer und Kleie in Betracht kam, wurden 
diese sämtlichen T Lager im Laufe des Jahres geräumt und aufgegeben. Dagegen wurden 
neu erworben und bis jetzt beibehalten: am 26. August 1920 die beiden, Lagerhallen in der 
Deumentenstraße, die früher das Bekleidungsdepot des III. A.K. benützte, sowie am 1. Oktober 
19205 Lagerräume der früheren Kartoffelstelle in der Waizenstraße. Diese beiden Lager wurden 
als sehr brauchbar befunden und genügten vollständig, um die bisherigen Anlieferungen von
	        
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