Objekt: 1834-1884 (2. Band)

1834 minus 22 - 1812 — Meineid. 309 
mir's zentnerschwer auf das Herz, und ich glaube jetzt noch, daß 
jenes Kind der K. H. gewesen ist.“ So äußerte sich die 1799 ge— 
horene Frau über ein Kind, das sie 1820 selbst auf dem Arm ge— 
tragen hat und das sie, in ihrer ersten unbeeidigten Vernehmung 
durch Bürgermeister Martini zu Schwabach am 9. Januar, aus 
eigener Vollmacht in „Kasperle“ umtaufte. Sie berief sich dabei 
J auf ihren Vater Joseph Heller (geb. 1775, der in zwei Verneh— 
mungen, den 17. Januar und den 10. März, das Datum 1820 be— 
stätigt hat), 2) auf ihren Bruder (geb. 1807/8, der sich — Verneh— 
mungen wie oben — des Kindes von 1820 noch dunkel erinnerte), 
3) auf ihre Freundin Kunigunde Caspar, mit ihr in gleichem Alter 
(geb. 1801, die aber am 183. März genau anzugeben wußte, daß 
das fragliche Kind ein Jahr nach dem Tode ihres eigenen unehe⸗ 
lichen, 1819 verstorbenen Kindes bei ihren Eltern war). Sonst 
wurden noch vernommen: 4) die 68 jährige Witwe Maria Jakobina 
Caspar, die aus eigener Wissenschaft (den 17. Januar und den 
21. März auf ihrem Krankenlager) die Geschichte vom Sommer 1820 
erzählen konnte, 5) ihr Sohn Johann Caspar, Jäger in Altdorf 
(geb. 1802), 6) der Revierförster zu Ungelstetten Joh. Rud. v. 
Paschwitz (der, 1799 geboren, erst im Dezember 1819 als Aktuar 
nach Altdorf hinkam), 7) der Tagelöhner Johann Schneider (geb. 
1776, er sollte das Kind 1820 annehmen, lehnte aber ab, weil er 
täglich mit seiner Frau im Walde arbeitete). „Die Försterin Caspar 
war von jeher gutmüthig“, fagte Schneider eidlich aus, „und hat 
gar manches Kind abgefüttert, förmlich in der Pflege aber hatte sie 
außer dem fraglichen Knaben kein Kind. Dieses kann ich mit Be— 
stimmtheit sagen, da ich mit dem Förster Caspar und seiner Familie 
schon seit 30 Jahren in näherer Bekanntschaft stehe und daher bei— 
nahe Alles weiß, was während dieses Zeitraumes in jener Familie 
borgefallen ist.“ Eine zweckdienliche Verdoppelung der Geschichte 
(1812 und 1820) läßt sich also nicht aufstellen, und doch — Frau 
Martha Schlatterer hat den 27. Februar 1834 ihren unmöglichen 
Anachronismus „vor zirka 22 Jahren“ beschworen. Wegen dieses 
„fahrlässigen“ Meineides stehe sie also am Pranger der deutschen 
Geschichte, bis alle Exemplare dieses Werkes zu Grunde gegangen
	        
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