232
⸗
Der Letztere, ein äußerst gelehrter und beredter Mann,
gehört zu den hervorragenden Characteren seiner Zeit. Ge—
boren zu Nürnberg am 14. Novbr. 1481 zeigte er schon als
Knabe ungewöhnliche Anlagen des Geistes, und Sinn für
die Wissenschaften. Zuerst zu dem geistlichen Stande be—
stimmt, widmete er sich auf Bitten seiner Mutter der Rechts⸗
gelehrsamkeit, und bezog zu dem Ende im März 1496 das
Gymnasium zu Heidelberg: zwei Jahre später, am 15. Novbr.
1498, ging er nach Bologna, woselbst er seinen Studien
oblag. 1507 kehrte er von Italien zurück, und wurde, em—
pfohlen durch Johann von Staupitz, von dem Churfürsten
von Sachsen an die neugegründete Universität Wittenberg
als Professor der Rechte berufen. Diese Stelle begleitete er
mit Auszeichnung bis zum Jahre 1512, in welchem er als
Consulent in die Dienste seiner Vaterstadt trat, und er hat
derselben gedient mit unverdroßnem Eifer und großer Pflicht—⸗
treue bis an seinen Tod, der am 14. Juni 1542 erfolgte;
kein Ereigniß von Bedeutung ging vorüber, ohne daß der
Rath die Gelehrsamkeit, den beredten Mund des ausgezeich⸗
neten Mannes in Anspruch genommen hatte. In der Kirche
zu St. Johannis liegt er begraben.
Am 13. September 1519 trat die Gesandtschaft des Raths
der Stadt Nürnberg ihre Reise nach Spanien an ʒ begleitet von
einigen jungen Bürgern, Hans Tucher, Sebald Geuder, Jörg
Volkamer und Jörg Schlaudersbach, welche auf ihre eignen
Kosten den Ritt mitmachten, gelangte sie am 18. October nach
Barcellona, woselbst König Karl damals Hof hielt. Schon am
21. October erhielten die Nürnberger die gewünschte Audienz,
der Kaiser zeigte sich gegen sie sehr gnädig, reichte ihnen
die Hand, und hörte mit gespannter Aufmerksamkeit auf die
von Scheurl gehaltene Rede. Sechzig Tage lang verweilte die
Gesandtschaft am kaiserlichen Hofe, erfreute sich daselbst
allgemeiner Aufmerksamkeit und Auszeichnung, und kam am
2. Februar 1820 wieder in die Vaterstadt zurück.