fullscreen: Albert Dürer

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geahnte Stilgröße würden wir an ihm erlebt haben, der uns jetzt schon 
auf dem mäßigen Blatte Riesengestalten vorzaubert! 
Dem großartigen Blatte am ebenbürtigsten erscheint vor allen an— 
deren in der Reihe der Offenbarungsbilder noch der Kampf der vier 
Todesengel vom Euphrat, die mit, nach allen vier Winden gezückten, 
gewaltigen Schwertern erbarmungslos die elenden Sterblichen zu Boden 
schlagen. Papst und Kaiser, ein Ritter sammt dem Roß, wie der gemeine 
Troß des Volkes, sie stürzen Alle vor den gewaltigen Streichen, um nim— 
mer wieder zu erstehen. Im Kampfe Michael's mit dem Drachen, in 
den Bildern des babylonischen Weibes, sind es die furchtbaren Teufels— 
fratzen und der siebenköpfige Drache, von des Meisters dantesker Phan— 
tasie zu Geschöpfen einer grausigen Wirklichkeit erhoben, die uns die Seele 
mit Entsetzen erfüllt. Aber wie würde man irren, wollte man danach 
etwa glauben, daß Dürer's Seele nur mit so ernsten gewaltigen Bildern 
erfüllt, daß seine künstlerische Kraft der Darstellung nur auf solche Gegen— 
stände beschränkt gewesen sei. Eine Reihe der lieblichsten Madonnenbilder 
aus derselben Zeit, Bildnisse und Darstellungen des gewöhnlichen Lebens, 
beweisen schlagend das gerade Gegentheil, geben uns gerade die sicherste 
Ueberzeugung, daß nie ein schaffender Künstlergeist reicher und vielseitiger 
angelegt gewesen sei, als der seine. Von der einfachen Darstellung der 
heiligen Familie, wo die Mutter mit dem Kinde beschäftigt, Joseph in 
anbetender Betrachtung des seligen Glückes der Beiden in bescheidener 
Stille zugegen; von diesen Bildern reinsten Menschenglückes bis zur 
thronenden Himmelskönigin, über deren Haupte Boten des Himmels die 
Krone der ewigen Seligkeit halten, rund umher geflügelte musicirende 
Jünglinge und harmlos scherzende Kindengel, die Spielgefährten des himm— 
lischen Kindes, wo eine Atmosphäre von —D 
uns entgegenweht, welch eine unzählige Reihe von Variationen auf dies 
eine Thema führt der seelenvolle Meister an uns vorüber! — 
Dazwischen schreitet Sanct Christoph's treuherzige Riesengestalt, mit 
der geheimnißvollen Last des göttlichen Kindes auf den markigen Schul— 
tern, gestützt auf seinen Baumstamm, getrost durch die schwellenden 
Fluthen; Sanct Georg, der Ritter im Kampf mit dem gräulichen 
Drachen; Hieronymus mit dem Löwen in sinniger Stille heiliger Be— 
trachtung, tanzende Bauern, prachtvolle Wappenschilder mit köstlichen 
Helmdecken und Zierkleinodien, ja ein paar Blätter der wundersamsten
	        
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