fullscreen: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

»UII. Die Festtage ⸗ 
„Wie der Mann und die Frau, so gibt auch das Gesinde 
in seinem Verhältnis zur Herrschaft und in seinem sonstigen 
Leben dem Dichter wiederholt zu anziehenden Schilderungen 
Anlaß, aus denen zu ersehen, daß die Dienstbotennot und Klage 
damals fast in derselben Weise wie heute bestand. Endlich 
tritt er in seinen Schwänken und Spielen noch jenen verborgenen 
Einflüssen und geheimen Kräften näher, die unabhängig von 
der Selbstbestimmung nund dem Machtbereich des Menschen dessen 
Leben und Handeln zu beherrschen scheinen. Was den bösen 
Leidenschaften im Menschen entspringt, möchte der Abergläubische 
nur zu gern dämonischen Einflüssen zuschieben, die unabhängig 
von ihm wirken sollen: der Hölle und dem Teufel. 
Der Teufel, wie er bei Hans Sachs auftritt, ist im 
allgemeinen der dumme, der einfältige Teufel, der trotz aller Mühe 
und allen Wartens doch um Lohn und Beute betrogen wird, 
der aber andererseits wieder seines höllischen Amtes waltet 
und sich zur Vergrößerung seines Höllenhauses nach Arbeitern 
umsieht, der die Menschen, wo er nur vermag, zu verderben 
sucht. Aber mit all seinen Künsten und Schlichen bringt er 
es doch nicht zuwege. Denn über der Welt und ihrem un— 
ruhigen Menschengewimmel thront in steter Fürsicht der Schöpfer 
und Erhalter der Welt, der in seiner allmächtigen Hand all 
die Fäden zusammenfaßt, an denen er der Menschen Schick— 
sale lenkt. Was er thut, das ist wohl gethan, wenn es das 
blöde Menschenauge auch nicht stets zu erkennen vermag. In 
so manchen Gedichten kehrt diese Lehre wieder, die so mensch— 
lich ist und durch die er auf die Herzen zu wirken sucht. 
Der Mensch aber soll sich mit Gottes Schickungen zufrieden 
zeben: das ist das Evangelium unseres Handwerksphilosophen 
und Dichters. Er verkündigt es in ernster Überzeugung, aber 
mit freundlich lächelndem Gesicht. Und so ist durchweg sein 
Charakter, der gerade auf dem Gebiete des Schwankes am 
klarsten und schönsten hervortritt: Ernst und Humor, Wahrheit 
und schalkhafte Fröhlichkeit in herzerfreuender Mischung.“
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.