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„Na, und der Herr Christoph?“
„In Deutschland ist er. Hat aber noch in
Hamburg zu tun. So in zwei Wochen mag er
wohl hier sein.“
„So, so, in zwei Wochen! Mag seine Heim—
kunft Freude für Sebastian bedeuten. Ah, da ist
ja die Demoiselle!“
„Ist der Herr Onkel zufrieden?“ Anne sah
den Freund ernst an. Sie war in lichte Farben
gekleidet.
„Ja, vollständig!“ Liebenswürdig bot er Anne
den Arm und führte sie hinaus in die kleine Welt,
der sie wieder leben sollte.
Hünnebach führte sie ein Stückchen durch die
Anlagen, dann erst beim Spittlertor in die Stadt.
Es war Mittag und das regste Leben auf den
Straßen.
Anne litt unsäglich unter den Blicken, die ihr
folgten. Aber in diefem Leiden erkannte sie, wie
recht Hünnebach hatte, als er vom verletzten Stolz
gesprochen. Tapfer ging sie neben Hünnebach und
dankte den Grüßenden.
Aber immer schneller ging sie, und sie atmete
erleichtert auf, als sie im Schaͤtten des Rathaus⸗
hofes standen und als sie dann die breite Treppe
erstiegen.
Hünnebach geleitete sie bis zu des Bürger⸗
meisters Zimmer. „So, da hinein geh nun allein.“
Anne nickte ihm dankend zu, ihr Herz klopfte
zu heftig, sie konnte nicht sprechen. Und dann trat
fie in des Vaters Amtszimmer.
Hünnebach hatte richtig berechnet. Rottmann
saß allein, kein Beamter waͤr in der Nähe. Anne