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verschmachtete auf den Straßen, die Modergerüche der
verwesenden Leichname verpesteten die Luft und dazu
brütete die Gluth der Hundstage schreckliche Seuchen
aus. Zu dieser ernstlichen Noth kam noch die Auf—
lösung aller Ordnung; Streifschaaren von Schweden
und Oesterreichern durchzogen die Gegend, sie dienten
in keinem Heere, sie lebten auf eigne Faust und der
Landmann zitterte vor jeder Kriegerschaar, gleichviel,
welche Farbe sie trug. Freund oder Feind war jetzt
einerlei, von beiden wurden die Einwohner beraubt
und mißhandelt. Die Menschen waren auf einer be—
ständigen Flucht, wohl zehnmal des Tages verliefen
oder verkrochen sie sich, aber selbst die Wälder ge—
währten keine Sicherheit mehr, denn die Krieger
fingen an, sie mit Hunden zu durchhetzen, um ihre
Opfer aufzuspüren. Die wenigen, die noch in dumpfer
Verzweiflung, und den Verlust des nackten Lebens
mehr hoffend als fürchtend, in ihren jammervollen
Wohnungen blieben, oft auch durch Siechthum darin
festgehalten wurden, sahen Schattengestalten und
Gespenstern ähnlicher als dem Ebenbilde Gottes. Im
ganzen Amte Neustadt blieben 32 Mann am Leben,
ja in Langenzenn nur ein einziger Mann.
Auch das zunächst dem Städtchen Lauf gelegene
Pfarrdorf Rückersdorf war den Drangsalen des Krieges
nicht entgangen, auch in ihm waren wenige der sonst
so freundlichen und wohnlichen Häuser, welche nicht
die Spuren der Verwüstung getragen hätten, und der
kleine Kirchhof hatte seit Jahren nicht den Zuwachs
an schlichten Holzkreuzen gehabt, als in den letzten
Monaten. Umsonst bemühte sich Magister Samuel,
des Oertleins wackerer Pfarrherr, durch die Tröstungen