Volltext: Der Streit um die Lauterkeit der Nürnbergischen Ceremonien in der Mitte des 18. Jahrhunderts

206 v. Schubert, Der Streit über die Nürnberger Ceremonien, 
streitung der kirchlichen Ausgaben: und Gehälter einkassiert 
worden. Auch diese letzte Widerlegung kann nur als halbe 
bezeichnet werden, da die Thatsachen selbst offenbar nicht 
schlechthin abzuleugnen waren. 
Der Rest des Aufsatzes beschäftigt sich mit einer anderen 
Sache, die uns zeigt, daß jener Angriff auf Nürnberg durch- 
aus nicht der einzige war. Ein P. Seedorf hatte in seinen 
„Wichtigen Briefen an Se. Durchl. Hn. Friedrich, Pfalzgraf 
beim Rhein, über die streitigen Glaubensfragen“ die Behaup- 
tung aufgestellt, dass die Nürnberger Prediger bis an den 
Kaiser gegangen seien mit der inständigen Bitte um die Wieder- 
einführung der päpstlichen Ohrenbeichte. Hirsch hat ganz 
Recht, wenn er sagt, das sei, im Falle Seedorf auf die Refor- 
mationszeit ziele, eine tendenziöse Entstellung des Osianderschen 
Streites um die Ohren- und Privatbeichte gegen die „offene 
Schuld“, der durch die Wittenberger entschieden wurde (s. 
darüber z. B. W. Möller, Osiander S. 173 ff., Kolde, Luther II, 
400ff., Rietschel in d. Mon. f. Gott. u. k. Kunst I, 398 f.), 
oder er verwechsele die Nürnberger evangelischen Prediger mit 
den Mönchen in den nürnbergischen Klöstern. 
Die Replik Hirschs war nicht‘ dazu angethan dem Gegner 
den Mund zu stopfen; nicht nur, daß er durch absoluten Wider- 
spruch bei z. TV. recht schwacher Beweisführung reizte, er 
forderte durch den Vorwurf der oberflächlichen Passantenkennt- 
nis den Anonymus geradezu heraus, aus seiner Verborgen- 
heit zu treten und seine Karten aufzudecken. So erschien denn 
Ende des Jahres in derselben Gelehrtenzeitung am.17. und 
20. Nov. (49. u. 50. Stück, S. 707—16) eine längere Duplik, 
„Von einem ungenannten Orte“ eingesandt, der sich doch deut- 
lich verriet. Der Einsender hält sich zunächst daran, daß 
Hirsch seine Replik mit einem Danke für die Anerkennung 
begonnen hatte, sieht darin die Zeichen eines „edlen Gemüts“ 
und schöpft daraus die Hoffnung, daß wie er, Hirsch, selbst 
offenbar nicht ungern die Gelegenheit ergriffen habe für Nürn- 
berg eine Lanze zu brechen, er auch geneigt aufnehmen werde, 
wenn er seinerseits die noch keineswegs gehobenen Bedenken 
dem öffentlichen Urteil weiter unterbreite. Er thue es übrigens 
hicht „im bittern Sinn“, sondern im Interesse der Sache, und
	        
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