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Macht hatte, erloͤsen, und daß sie zur Liebe und Barmherzigkeit GOttes
kommen moͤchten. Dieses erkannte nun der alte Zacharias in seinem Lob⸗
gesang als eine große goͤttliche Barmherzigkeit; und wie angenehm und er⸗
freulich war damals denen Glaubigen die Botschaft von der Geburt des
HErrn Meßiaͤ, dem Horn des Heyls? Wie angenehm und erfreulich war
denen Nachbarn und Verwandten des Zachariaͤsdie Geburt Johannis, des
WVorlaͤufers des HErrn Meßiaͤ? und welch ein herzliches Lob und Dank
Gottes entstund doch daher in ihren Herzen? Dieses ist also die Aeusse⸗
rung der Barmherzigkeit GOttes gegen das ganze verlohrne menschliche
Geschlecht uͤberhaupts: insbesondere aber aͤussert sich die goͤttliche Barm⸗
den bey einem jeden Menschen, und zwar auf verschiedene Art und
eise.
1) Aeussert sich die goͤttliche Barmherzigkeit an einen jeden Menschen
in seinen Stand der Suͤnden und der Sicherheit. Denn es gehet die
Baͤrmherzigkeit GOttes dem Suͤnder nach, und suchet ihn herum zu hoh⸗
len, daß er seine Suͤnde erkennet, und die Gnade GOttes suchet. Salo⸗
mon sagt in Sprichwoͤrtern im 28, 13. Wer seine Missethat laͤugnet, dem
wirds nicht gelingen, wer sie aber bekennet und laͤsset/ der wird Barm⸗
herzigkeit erlangen. Und in dem Propheten Jesaia am 55, 7. heißt es: Der
Gottsose lasse von seinem boͤsen Wege, und der Uebelthaͤter seine Gedan⸗
ken und bekehre sich zum SErrn, so wird Er sich sein erbarmen; und zu
unserm GOtt, denn bey Ihm ist viel Vergebung. So ist also die Barm⸗
herzigkeit GOttes sehr geschaͤftig bey denen noch unbekehrten und verlohr⸗
nen Suͤndern; bey denen, die noch in ihrem Verderben liegen; bey de⸗
nen, welche noch unter der Gewalt und Sclaverey des Satans sind; da
gehet GOtt dem Suͤnder nach, und suchet Ihn auf den Weg des Lebens
zu bringen: und dieses thut GOtt aus lauter Gnade und Barmherzigkeit,
ohne des Suͤnders Verdienst und Wuͤrdigkeit. So sagte auch der Apo⸗
stel Paulus, daß ihme bey seiner Bekehrung von GOtt Barmherzigkeit
widerfahren seye, wenn er in der 1. an Timotheum am 1, 15. 16. also sa⸗
get: Das ist je gewißlich wahr, und ein theuer werches Wort, daß
IEsus Christus kommen ist in die Welt, die Suͤnder seelig zu ma⸗
chen, unter welchen ich der fuͤrnehmste bin. Also war der Apostel
Paulus einer der groͤsten und fuͤrnehmsten Suͤnder, und doch war er zur
Gnade GOttes gekommen. Aber warum geschahe dieses? Er antwortet
also: Aber darum ist mir Barmherzigkeit wiederfahren, auf daß an
mir JEsus Christus erzeigete alle Gedult, zum Erempel denen, die
an Ihn glauben sollen, zum ewigen Leben. So sehen wir, daß 8
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