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Kaspar Hausers Tod.
einer Ohnmacht nahe, wieder auf sein Lager zurückgebracht. Auf die
Nachricht, daß es schlimm mit ihm gehe, ging der Sohn des Haus—
wirts, Konditor Vogel, wieder auf Hausers Zimmer, wo er die
Wärterin allein bei dem Kranken traf. Da dieser etwas tief im
Bette lag, versuchte Vogel ihn etwas höher hinauf zu rücken. Er
äußerte — wie dem Vogel schien phantasierend —, Dame — stark“,
was er einigemal wiederholte. Auf einmal raffte er sich zusammen,
richtete sich mit sichtlicher Anstrengung im Bette auf und sprach
mit weit aufgerissenen Augen und ausgebreiteten Armen, die (wie
Vogel ausgesagt hat, „mir sehr auffallenden, von mir jedoch ganz
genau vernommenen“) Worte: „ach Gott, ach Gott, so abkratzen
müssen in Schimpf und Schande.“)
Gegen 7 Uhr stellte sich ein Erstickungsanfall ein, und es wurde der
am nächsten wohnende Dr. Heidenreich eiligst herbeigerufen. Er rückte
Hauser mit Vogels Beihülfe höher hinauf, wobei Vogel vernahm,
„daß Hauser die Frage an ihn richtete: versprechen Sie mir,
daß Sie mir helfen wollen?“ Darauf entfernte sich Vogel.
Hauser erkannte die Umstehenden (auch Heidenreich) nur in einzelnen
Momenten. Seine sichersten Äußerungen der letzten Stunden wollen
wir unbefangen mit anhören.
) Auch die Wärterin hat diese „schnell“ ausgesprochene Außerung „ganz
deutlich verstanden“. Auf die Frage des Untersuchungsrichters: „Hat Sie nicht
gehört, daß Hauser, während der junge Vogel bei ihm war, im Phantasieren
etwas von einer Dame gesprochen hat?“ — hat sie geantwortet: „Ja, ich hörte
ihn einmal das Wort Dame aussprechen, ohne jedoch zu wissen, was er damit
jagen wollte.“ Ob er an seine Kannewurf dachte? Den 7. Oktober hatte er noch
nach Wien geschrieben. Da zur Zeit niemand im Krankenzimmer war als die
beiden eidlich vernommenen Zeugen, ist hiermit Daumers Flunkerei (1873 S. 350),
ein Versuch, die Zauberschlösser wieder zu erschließen, erledigt. Er läßt H. näm—
lich sagen: „Dam — groß Dam — stark genug — groß Dam — Goött er—
barm Dich ihr!“ Im Jahre 1838 (Septembernummer S. 2) veröffentlichte er
„aus den nächsten Quellen“ (d. h. aus Meyers Aufzeichnungen, wobei notwendig
Dr. J, Meyers Denkschrift 1883. S. 22224 zu vergleichen ist), die vermutlich
echte ÄAußerung Hausers: „Viele Katzen (sind) der Maus Tod.“ Er sah
darin „einen deutlichen Beweis, daß K. H. glaubte, durch Nachstellungen aus dem
Wege geräumt worden zu sein“ — denn D. fühlt nicht, daß er selbst eine der
schlimmsten Katzen gewesen ist, welche die schwache Maus zu Grunde gerichtet.
durch ein Leben der Unwahrheit zu Tode gehetzt haben. Zutreffender ift seine Ve—
merkung gegen Fuhrmanns dumme Religionsdressur