Volltext: 1828-1833 (1. Band)

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Kaspar Hausers Tod. 
einer Ohnmacht nahe, wieder auf sein Lager zurückgebracht. Auf die 
Nachricht, daß es schlimm mit ihm gehe, ging der Sohn des Haus— 
wirts, Konditor Vogel, wieder auf Hausers Zimmer, wo er die 
Wärterin allein bei dem Kranken traf. Da dieser etwas tief im 
Bette lag, versuchte Vogel ihn etwas höher hinauf zu rücken. Er 
äußerte — wie dem Vogel schien phantasierend —, Dame — stark“, 
was er einigemal wiederholte. Auf einmal raffte er sich zusammen, 
richtete sich mit sichtlicher Anstrengung im Bette auf und sprach 
mit weit aufgerissenen Augen und ausgebreiteten Armen, die (wie 
Vogel ausgesagt hat, „mir sehr auffallenden, von mir jedoch ganz 
genau vernommenen“) Worte: „ach Gott, ach Gott, so abkratzen 
müssen in Schimpf und Schande.“) 
Gegen 7 Uhr stellte sich ein Erstickungsanfall ein, und es wurde der 
am nächsten wohnende Dr. Heidenreich eiligst herbeigerufen. Er rückte 
Hauser mit Vogels Beihülfe höher hinauf, wobei Vogel vernahm, 
„daß Hauser die Frage an ihn richtete: versprechen Sie mir, 
daß Sie mir helfen wollen?“ Darauf entfernte sich Vogel. 
Hauser erkannte die Umstehenden (auch Heidenreich) nur in einzelnen 
Momenten. Seine sichersten Äußerungen der letzten Stunden wollen 
wir unbefangen mit anhören. 
) Auch die Wärterin hat diese „schnell“ ausgesprochene Außerung „ganz 
deutlich verstanden“. Auf die Frage des Untersuchungsrichters: „Hat Sie nicht 
gehört, daß Hauser, während der junge Vogel bei ihm war, im Phantasieren 
etwas von einer Dame gesprochen hat?“ — hat sie geantwortet: „Ja, ich hörte 
ihn einmal das Wort Dame aussprechen, ohne jedoch zu wissen, was er damit 
jagen wollte.“ Ob er an seine Kannewurf dachte? Den 7. Oktober hatte er noch 
nach Wien geschrieben. Da zur Zeit niemand im Krankenzimmer war als die 
beiden eidlich vernommenen Zeugen, ist hiermit Daumers Flunkerei (1873 S. 350), 
ein Versuch, die Zauberschlösser wieder zu erschließen, erledigt. Er läßt H. näm— 
lich sagen: „Dam — groß Dam — stark genug — groß Dam — Goött er— 
barm Dich ihr!“ Im Jahre 1838 (Septembernummer S. 2) veröffentlichte er 
„aus den nächsten Quellen“ (d. h. aus Meyers Aufzeichnungen, wobei notwendig 
Dr. J, Meyers Denkschrift 1883. S. 22224 zu vergleichen ist), die vermutlich 
echte ÄAußerung Hausers: „Viele Katzen (sind) der Maus Tod.“ Er sah 
darin „einen deutlichen Beweis, daß K. H. glaubte, durch Nachstellungen aus dem 
Wege geräumt worden zu sein“ — denn D. fühlt nicht, daß er selbst eine der 
schlimmsten Katzen gewesen ist, welche die schwache Maus zu Grunde gerichtet. 
durch ein Leben der Unwahrheit zu Tode gehetzt haben. Zutreffender ift seine Ve— 
merkung gegen Fuhrmanns dumme Religionsdressur
	        
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