160 Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. JI.
Dem überzieht der Dunst die Augen,
Daß sie zum scharfen Sehn nicht taugen,
Ihm scheint, als ob er doppelt sähe
Ein jedes Ding in Fern' und Nähe:
Ganz täuschend ähnlich ist der Schein.
Der Bauer spricht:
So ist mir vor den Augen mein
Heut' früh gewesen auch der Plerr.
Mir schien, der Pfaffe, unser Herr,
Läg' im Bett bei meinem Weibe.
Daͤ schimpft' ich denn aus vollem Leibe
Auf unsern Pfaffen und die Frau.
Die Nachbarin spricht:
Das sahst du sicher nicht genau,
Dazu hat dich das Plerr betrogen
Und den Verdacht in dir erzogen,
Weil du früh aufgestanden bist.
Auch mir es so ergangen ist:
Seh' ich so früh nach meiner Kuh,
So seh' ich ihrer zwei wie du,
Desgleichen geht's mir öfter so
Mit meinem Hund und anderswo,
Besonders wenn ich früh aufstehe
Und etwa hin zur Kirche gehe,
Daß ich statt Eines sehe 434
Der Bauer spricht:
Des Unglücks giebt es mancherlei!
Das Plerr, wo kriegt' ich das nur her?
Wenn ich nun war von ungefähr
Im Zorn ein unbedachter Mann
Und hätte Schaden da gethan,
Ins Unglück wären die zwei Frommen
Vielleicht mit Buckeln hineingekommen;
Denn “kräftig hätt' ich sie geschlagen.
Die Nachbarin spricht:
Die Schmach bleibt von dir abzutragen,