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befier al8 die Gefänge der Meifter, daß viele Frauen
geweint hätten bei dem {hönen Sefange von der
heiligen Elifabeth und daß fie felbjt der Zhränen fig
nicht hätte erwehren fönnen. Nicht ohne Neid Hörtın
die übrigen Gefellen all’ diefe Lobjprüche, Kur Katha-
rina {chwieg, aber dafür fah fie den befdheidenen,
waderen Franz mit ihren treuen, blauen Augen fo
L[iebreich und zutraulih an, daß diefer in tieffter Seele
das Selöbnig that:
„So dur willt fein mit mir, will id au fein mit dir
Sn immermährendem Immer, von dir gefcheid ich nimmer!“
Er fonnte e8 nicht wiffen, daß Katharina in diefem
Augenblide daffelbe empfand und daffelbe fidh gelobte,
aber er Hatte die Zuverficht, daß Gott e8 feiner Zeit
fehon alfo fhicen werde, wie fein licbendes Herz hoffte.
Er blieb in den nächften Tagen {till und in fid
gefehrt, und man konnte e& nicht begreifen, weshalb
er nicht aleichfallgs über den in der Singfehule er-
rungenen Beifall fichH laut freue, vielmehr jeitdem ge:
drüct einherging. Er vermied e8 auch nur anzudenten,
was ihn fränfte, obfhon er bald wahrnehmen mußte,
daß feine Nebengefellen von dem Vorfall in der Schenfe
Kunde erhalten Hatten und ihn Feineswegs günftig
für ihn befpraden, Auch etlide Bekannte in der
Stadt zogen fih von ihm zurüc, indem fie verlauten
ließen, das Heinrich Kreuziger doc) nicht gänzliche Un-
wahrheit gefprodhen haben werde, € war namentlich
die Behauptung, daß feine Mutter eine Hexe gewefen