Aber auch Lehrervereine, ähnlich den unserigen, sind in 
jener Seit schon ins Leben getreten. 
Von der Existenz eines solchen Vereines speziell in 
Nürnberg vor mehr als 5/4 Jahrhunderten wissen verschiedene 
vergilbte Urkunden und Akten zu berichten, die sich in unserem Besitze be— 
finden, und daraus erfahren wir weiter, daß in Feuchtwangen im 
Jahre 1828 auch schon ein derartiger Verein bestand, und daß Ansbach 
im Jahre 1830 bereits seinen Lehrerberufsverein besaß. 
Ja, indirekt läßt sich aus diesen Akten sogar nachweisen, daß auch an 
anderen Orten des Rezatkreises ähnliche Verbände bestanden haben müssen; 
denn aus einer darin zitierten Außerung eines höheren Regierungsbeamten 
damaliger Zeit geht hervor, daß die bestehenden CLehrervereine von der 
Regierung vorläufig geduldet würden, und das Dekret, welches endlich die 
Auflösung derselben anordnete, ist in genereller Weise gerichtet: „An sämt— 
liche Ugl. Candgerichte, Herrschaftsgerichte, Stadtkommissariate, Bezirksschul— 
inspektionen und Schulkommissionen des Rezatkreises“, was wohl kaum der 
Fall gewesen wäre, wenn nur zwei oder drei Lehrervereine überhaupt be— 
standen hätten. 
Als ausgemacht indes darf wohl die Annahme gelten, daß die Sahl 
derartiger Verbände damaliger Seit keine recht große und keineswegs so 
zroß war, wie die Fahl unserer jetzigen Bezirksvereine. 
Diese Thatsache einerseits, wie die andere, daß sie der zweckmäßigen 
Verbindung untereinander und der einheitlichen und zielbewußten Oberleitung 
entbehrten, ließ die damals bestandenen Lehrervereine nicht zu größerer Be— 
deutung kommen, die sie anderseits wohl erlangt hätten, wenn sie dazu noch auf 
der breiten Basis*s) unseres heutigen Vereinsbaues emporgewachsen und in ihrer 
Entwicklung und Ausdehnung nicht gewaltsam gehindert worden wären. — 
Sie verfielen der behördlichen Auflssung, wie auch die später in den 
vierziger Jahren entstandenen Vereine, und erst die Vereinsgründung vom 
Jahre 1861 hat sich als wirklich lebensfähig und als gewichtiger Faktor im 
zffentlichen Leben erwiesen, und sie wird es auch sein in der Folgezeit, wenn wir 
einig sind und dem Grundsatze treu bleiben: Alle für Einen, Einer für Alle! — 
Der bedeutendste aller früheren Lehrervereine in Baypern 
und wohl auch der älteste derselben ist unzweifelhaft der 
Nürnberger Lehrerverein, und da derselbe in früherer Zeit zweimal, 
nämlich in den zwanziger und vierziger Jahren, den Krystallisationspunkt 
für größere Lehrervereinigungen bei uns zu CLande abgab, die in gewissem 
Sinne als Vorläufer unseres jetzigen Bayerischen Lehrervereins gelten können, 
in seiner Geschichte demnach ein großer Teil der Geschichte der vaterländischen 
Lehrerbestrebungen vor Gründung des Bayerischen Lehrervereins beschlossen 
ist, so mögen nähere Darlegungen über diesen Verein und seine führende 
Rolle in früheren Jahrzehnten immerhin einiges Interesse beanspruchen, 
weshalb im nachfolgenden eine kurze Geschichte desselben gegeben wird. 
Dabei haben wir drei Perioden zu unterscheiden, nämlich: die Seit des 
alten Nürnberger Lehrervereins vom Jahre 1821-1832, die des Vereins in 
seiner zweiten Erscheinungsfform von 1842-1851 und endlich die Seit des 
neuen Vereines seit 1861. 
*) Verweser und nicht definitive Lehrer konnten 3. B. dem alten Nürnberger Lehrer⸗ 
verein nicht beitreten.