Der Nuͤrnbergischen Hesperidum z. Cheil/ 37. Cap. 171
Das Sieben und Dreyss igste Capitel.
Von der Pizaria und dero unterschiedlichen
Fruͤchten.
Jese Frucht wird zu Rom und an andern Orten nicht unbilli—
Maraviglia di Spagna genannt / indem es wunderwuͤrdig / uu
durch menschliche Witz und Fleiß dergleichen gantz adene
Fruͤchte zuweg gebracht werden koͤnnen / dann man siehet wol
oͤffter an einem Stamm zwey und mehrerley Frucht⸗Arten auf
die Zweige eines Baumes geaͤugelt / und nachmal einen solchen
Baum auch so vielerley Frůchte tragen; an denen Pizarien aber
findet man an einer Frucht zwo oder dreyerley Arten Stůck⸗weiß also zusammen ge⸗
wachsen / als wann sie mit allem Fleiß also kuͤnstlich waͤren zusamm gesetzt worden /
als Citronat / Citronen und Pomerantzen / und aus solchen Aesten kommen doch gleich⸗
wol wieder hin und her rechte Citronat⸗ oder Pomerantzen⸗Zweige / mit ihren voll⸗
kommenen Fruͤchten hervor / daß demnach unterschiedliche Fruͤchte zugleich daran zu
sehen / bald waͤchset von einem Pomerantzen⸗ Zweig ein Citronat⸗ oder dizaria⸗ Ʒweig
hervor / oder von einem Citronat und Pizaria ein Pomerangem oder Citronen Zweig /
and also eine Art aus der audern / ohne daß sie weiter geaͤugeltwerden. Es will aber
diese Art Baͤume sast lieber in Geschirren / als in dem Erdboden stehen / wie ich dann
ehedessen selbige meist am Gard⸗See in Kasten stehend gesehen habe / dann in dem
Erdboden werden sie allzufrech / daß sich die Rinde davon schieffert / ja gar die Zwei⸗
ge in eine gantz gemeine Art der Pomerantzen verwandelt werden.
Belangend die rechte Pizaria, so sind deroselben Blaͤtter etwas schmal / krauß
und krumm dabey / auch ein wenig gekerbt / an der Farbe dunckel⸗gruͤn; die Haubt⸗
Ader / so sonst mitten durch die Blaͤtter zu gehen pfleget / wird in manchem Blat an der
Seiten durchgehen / daß ein halber Theil desselben Blates breiter / und der andere
schmaͤler ist; die Bluͤhe ist auswendig roͤthlicht / und errennet man an denen jun⸗
gen Fruͤchten gar bald den Theil der Pomerantzen / welcher gantz dunckel⸗oder
n een der Theil des Citronats oder der Citronen etwas liecht⸗gruͤner
ist / und dieses Theil der Frucht / wann sie zeitig werden will / saͤrbet sich am aller⸗
ersten / der Theil der Pomerantzen wird liecht⸗gruͤner / und faͤrbet sich erst zu
letzt gegen dem Januario / wann man die Frucht aufschneidet / findet man dessen
gantze Schelffen / und hat der Pomerantzen Theil biß an das Marck seine rechte
Farbe und gewoͤhnlich⸗ bittern Geschmack / auch ist so gar das gedachte Marck
daran etwas bitterlicht: Der Citronen Theil hat auch seine rechte dicke Schelffen
und Geschmack / samt seinen annehmlichen Geruch / indem es eine Art des Cedra-
to di fiorenza ist; das Marck dieses Citronats oder Citronen Theils ist etwas saͤuer⸗
licht / und weiß an der Farb; die Form der bizarien ist unterschiedlich / dann zuweiln
sind die Pomerantzen⸗Theile daran Streiff weiß zu sehen / zuweiln nehmen sie den
dritten Theil der Frucht ein / bißweiln waͤchset sie fast eckigt / und haben also nur ei⸗
nerley Gestalt / seyn auch in dem vergangenen Jahr mir solche Fruͤchte an ei⸗
nem im Erdboden stehenden Baum sehr schoͤn und groß gewachsen / wie es mit al⸗
lem Fleiß im nechst folgenden Kupffer abgezeichnet zu sehen ist. Und ob mir wol
aus Rom und von dem Gard⸗See dergleichen Fruͤchte auch gesandt worden / ha⸗
ben sie doch an der Groͤsse und Schoͤne diese nicht uͤbertroffen / sie hatte eine allhie
gewogen 13. Loth.
— Hinge⸗
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