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Donau getrennten Städten Ungarn und Deutsche abwechselnd das Regi—
ment führten, doch war auch unter Matthias noch die Eidesformel für
alle ungarischen Städte deutsch abgefaßt. Ofen hat noch heute seinen
deutschen Charakter soweit bewahrt, daß der Bürger, bekommt er eine
ungarische Vorladung, zwanzig Häuser weit laufen muß, um sie sich
übersetzen zu lassen.
Jetzt ist leider die Magyarisirung im Fortschreiten; das ungarische
Element drängt sich mit der ihm eigenthümlichen Zähigkeit vor und die
Deutschen, wie fast überall in der Fremde, geben nach, ja sie magyarisiren
selber die eigenen deutschen Namen!
Und doch leben in Siebenbürgen allein noch heute 300,000 Deutsche.
In Ungarn selber petitionirte im Jahre 1868 die deutsche Colonisten⸗
bevölkerung der Ortschaften Varjas, Mollydorf, Ciösztelek und Katalin—
falva, eine Bevölkerung von mehr als einer halben Million Seelen, beim
Pesther Landtag um Aufrechthaltung ihrer Rechte vom 1. Januar 1848
und Schutz vor Besitzstörung und Plackerei.
Nach alledem kann man nur annehmen, daß die Vorfahren Dürer's
ebensolche eingewanderte Deutsche waren, die ihre Nationalität so wenig
wie ihren ächt deutschen Namen aufgegeben hatten. Denn Dürer kommt
entweder von „Thürer,“ „Theurer,“ oder wahrscheinlicher von „düren,“
„dauern,“ also ein „Daurer,“ ein „Ausdauerer,“ wie wir jetzt sagen
würden, eine Deutung, die trefflich zu unserem Dürer paßt. Er selber
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wie er in sein Wappen eine offene Thüre nahm.
Sein Vater gab ihn zeitig in die Schule, die durch eine ernste und
strenge häusliche Erziehung in ächt bürgerlichem Sinne unterstützt wurde.
Der fähige und begabte Knabe kam rasch vorwärts, und als er schreiben
und lesen konnte, nahm ihn der Vater in seine Goldschmiedswerkstätte als
Lehrling auf. Die Goldschmiedekunst war damals in der That eine Kunst,
die, aus freier Hand und ohne Vorbilder betrieben, von ihren Jüngern
eine freie Erfindungsgabe und eine auf die Kenntniß des Zeichnens basirte
freie Handfertigkeit für eine schwierige und mühsame Technik verlangte.
Daß der junge Albert die Kunst des Zeichnens auch in jener Zeit nicht
vernachlässigte, dafür haben wir ein schönes Zeugniß in einem Selbst—
bildnisse, was uns die noch knospenhafte Persönlichkeit in der schlichtesten
Weise vor die Seele führt. Noch ganz knabenhaft schaut das ernste Ge—