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als Leonardo da Vinci, drei Jahre vor Michelangelo, sechs vor Tizian,
zwölf vor Raphael und dreiundzwanzig vor Correggio, erblickte er das
Licht des Tages in jener an großen Künstlern so überreichen Zeit.
Der Umstand, daß Dürer's Vater aus Ungarn, wo sein Großvater
und Urgroßvater seßhaft gewesen, nach Nürnberg gekommen, ist neuer—
dings alles Ernstes von einem namhaften Kunstschriftsteller, Alfred
Michiels, in seiner Geschichte der vlämischen Malerei, die sich durch einen
lächerlichen Deutschenhaß auszeichnet, dazu benutzt worden, unseren Albert
Dürer einfach als einen Ungarn (!!) zu bezeichnen. Bei dem, mit der
fortschreitenden Macht und Größe Deutschlands in gleichem Verhältnisse
fortschreitenden Haß und Neid unserer wälschen und slavischen Nachbarn
wird es durchaus gerechtfertigt erscheinen, gleich hier ein paar Worte
über das damalige Verhältniß des Deutschthums in Ungarn einzuschalten,
welches in einer Weise mächtig war, wie wir es heutzutage kaum noch
glauben.
Der Domherr Roger von Großwardein, ein gewiß unpartheiischer
Gewährsmann, bezeugt in seinem Werke: „De destructione Hungariae,“
daß die Stadt Pesth schon im dreizehnten Jahrhundert fast ausschließlich
von Deutschen bewohnt war, da er Pesth kurzweg „eine sehr große und
reiche deutsche Stadt“ nennt. Ofen war ebenfalls kurz nach seiner
Gründung vorwiegend von Deutschen und zwar von Sachsen bevölkert,
welchen Umstand Bela IV. in seinen Urkunden ausdrücklich anerkennt.
Der Stallmeister Philipp des Guten von Burgund, Bertrandon
de la Brocqueérie, ein Landsmann von Herrn Michiels, welcher 1433
die Stadt Ofen passirte, schreibt in seinem Reiseberichte: „Die Stadt
wird von Deutschen regiert, sowohl in Justiz- als Commerzsachen, wie
auch in Betreff der verschiedenen Gewerbe.“ Ueberall, wo die Sachsen
colonisirten, brachten sie das Magdeburger Recht zur Geltung; so be—
ruhte auch das Ofener Stadtrecht, welches Kaiser Sigismund bestätigte,
wesentlich auf dem Magdeburger Rechte. Der Stadtrichter, alljährlich
von allen Bürgern ernannt, mußte ein Deutscher sein und wenigstens
sechs Jahre im Rathe gesessen haben, der gesetzmäßig aus zehn Deutschen
und zwei Magyaren bestand. Bis König Matthias die Stadt Pesth
zur Freistadt erhob, wurde es sogar von den Ofener Deutschen regiert,
aus deren Reihen die Pesther ihre Municipalbeamten wählen mußten.
Erst Mathias Corvinus setzte es durch, daß in den beiden durch die