fullscreen: 1517-1525 (Band 1)

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Belieben freigestellt, die Umgänge, das Salz- und Wasserweihen, 
das salve regina sollten in den Stadtkirchen mit guten Worten 
abgestellt werden, doch in den Klöstern gestattet bleiben. Also 
geschah es. N 
Mit diesen Änderungen stand ein religiöser Umschwung !) 
in engster Verbindung. Zur Zeit als Staupitz in Nürnberg 
predigte, hatte sich hier ein Kreis von Reformfreunden gebildet 2), 
dem neben dem consequenten Spengler auch Männer wie Ch. Fürer, 
H. Holzschuher, ferner die Humanisten Pirkheimer und Scheurl 
angehörten, die im Grunde doch katholisch blieben. Als man 
nun allmählich den Gegensatz zwischen Luther und der alten 
Kirche in seiner Schärfe. erkannte, begann auch in N ürnberg 
die Scheidung der Geister. Spengler, der langjährige Freund 
Pirkheimer’s, ward jetzt in dessen Briefen Gegenstand der hef- 
tigsten Schmähungen, Aber er trat nur um so energischer für die 
Ausbildung des Luthertums in der Stadt auf, so dass Luther 
später von ihm sagte, er sei der einzige gewesen, der das 
Evangelium nach Nürnberg gebracht und bewirkt habe, dass 
3s in dieser Stadt geblieben sei. Ende April 1524 verloren 
die Staupitzianer ihre Hauptstütze, Anton, "Tucher, den ersten 
Losunger. Bei der Neuwahl ward Hieronymus Ebner erster 
Losunger; ihm war Spengler an Begabung weit überlegen, durch 
ıhn regierte der Ratsschreiber die Stadt. Im Einvernehmen mit 
Spengler wurden nun die Reformen seitens der Geistlichkeit 
völlig durchgeführt. 
Indes mochte die Mehrheit des Rates von dem schnellen 
Vorgehen überrascht sein; man liess daher am 11. Juni den 
Pröpsten sagen, da solche Änderungen bislang nur in Witten- 
berg stattgefunden hätten, so wäre es besser gewesen, noch zu 
warten. Der Rat stellte am 11. Juni durch eine Deputation 
das Ansuchen, die alten Gebräuche herzustellen. Als er aber 
seine Bitte an die Pröpste, die um Bedenkzeit gebeten hatten, 
erneuerte und nur das deutsche Evangelium und das Abend- 
mahl gestatten wollte, wiesen sie ihn ab; es blieb nichts übrig, 
als eine Gesandtschaft an Ferdinand nach Regensburg zur Recht- 
fertigung zu schicken. Am 22, Juni reisten Kress, Volkamert 
und Scheurl dahin ab. Geschickt betonte man in der verlesenen 
Denkschrift die vorzüglich Ergebenheit der Stadt gegen das 
kaiserliche Haus und besonders gegen Ferdinand 3), der durch 
Nürnbergs Bemühen die Leitung des Regimentes erhalten habe: 
man beteuerte, dass man nach Kräften das Edikt auszuführen 
; 
') Keller,. Joh. v. Staupitz, S. 177 ff. Roth, W. Pirkheimer, 
5. 57 £. 3) Scheur]l’s Brietbuch II, S. 42. 43. 3) Soden. S. 18292 
nach Scheurl’s Familienarechiv
	        
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