DER OELBERG
AN DER ST. LORENZKIRCHE.
Nr, XXIL,
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Dem Zerfallen: nahe, durch‘ muthwillige Verstümmelun-
gen entstellt, durch Verunreinigungen aller Art entweiht,
und daher vermieden, ‚unbeachtet und schon in Gefahr
weggeschafft zu werden, stand dieser kleine Anbau der
Lorenzer Kirche eine geraume Zeit. Er ‘befindet sich
neben der Brautthüre an der nördlichen‘ Seite der Kir-
che und ist wahrscheinlich von der Familie der Rothen
gestiftet, deren Wappen in der Nähe gefunden wird.
Hinter dem Oelberg unter dem Dach zeigte sich ein al-
tes Gemälde an der Mauer, das erst bei der in den letz-
ten Jahren erfolgten Restauration gefunden wurde. Wir
kennen zwar den Meister nicht, vermuthen aber, dafs
diese Arbeit im Anfang des sechzehnten Jahrhunderts,
vielleicht nach Adam Krafts Angabe ausgeführt wurde.
Die Zierlichkeit des Ganzen, die wirklich meisterlich ge-
hauenen, unter einander abweichenden Säulenkapitäle,
die im Kleinen eben so künstlich ausgeführte Decke,
wie wir sie auf ähnliche Weise im Innern des Chors
der Lorenzkirche antreffen, machten die[s Kunstdenkmal
der Ausbesserung durch frische Säulenuntersätze, durch
neue Grundmauern und ein.eisernes Gitter werth, die
es unter der Leitung des Architekten Heideloff erhielt.
So bildet es jetzt wieder auf der nördlichen Seite der
Kirche eine nicht zu verachtende Zierde des Aeussern,
während auf der südlichen fast an derselben Stelle die
Krönung der Maria, ein Hautrelief aus einem einzigen
Stück Marmor gehauen, und von dem reichen Tuchma-
cher Horn gestiftet, dazu, wenn man so sagen darf,
das Gegenstück ausmacht.