Zweiter Abschnitt. Die Ämter der Kriegsverwaltung. 139
lehnung und wegen der Unübersichtlichkeit des Geländes nicht genügend.
überwacht werden konnte, so war es für die feindlichen Truppen ein
Leichtes, vor jedem Einbruch in das umfriedete Gebiet Durchlässe vor-
zubereiten, die der Stadtverteidigung unbekannt blieben, und die ihnen
deshalb eine sichere Strafse für den Rückzug gewährten, während sich die
zur Stadt aus und ein reitenden nürnbergischen Streifkorps eben wegen
des Verhaus genötigt sahen, den Wald auf den wenigen offen ge-
bliebenen. Landstrafsen zu durchkreuzen, sodafs der Feind genau wulste,
wo er ihnen mit Erfolg auflauern konnte. Die Nürnberger hatten sich
durch diese äufsere Landwehr also gewissermafsen in ihren eigenen Netzen
gefangen.
Das Befestigungssystem der Stadt erwies sich im Verein mit ihrer
vorzüglichen Artillerie stark genug, um alle die Feinde, welche sich im
fünfzehnten Jahrhundert gegen sie erhoben, von einer regelrechten Be-
lagerung abzuschrecken. Die Hussiten, die 1430 zehntausend Mann stark
in und um Eschenau lagerten, und Markgraf Albrecht, der 1449 mit vier-
sausend Keisigen vor den Thoren erschien, beide zogen wieder ab, ohne
auch nur den Versuch einer gewaltsamen KEinschliefsung gemacht zu
haben. Daher pflegte denn die nähere Umgebung Nürnbergs auch in
Kriegszeiten tagsüber dauernd von Stadtleuten belebt zu sein, die dort
ihren gewohnten Geschäften nachgingen. Um sie gegen plötzliche Über-
fälle zu sichern, war es nötig, von bedrohlichen Bewegungen des Feindes
schon auf gröfsere Entfernungen hin sichere Kunde zu erhalten, damit
sich, wer zur Stadt gehörte, rechtzeitig hinter die schützenden Mauern
flüchten konnte. Während des grofsen Markgrafenkrieges sind zu diesem
Zweck auf den fünf in der Stadt gelegenen höchsten Türmen, dem Marga-
retenturm auf der Burg, den Kirchtürmen von St. Sebald und St. Lorenz
and den Türmen über dem Inner-Laufer- und Inner-Spitalerthor Signal-
stationen. eingerichtet, die mit drei Signalstationen im Vorgelände, nämlich
Jen Kirchtürmen von Mögeldorf, Poppenreut und St. Lienhard in Augen-
verbindung stehen und durch Aushängen weithin sichtbarer Signalkörbe
oder -siebe anzeigen, aus welcher Richtung die Gefahr naht. Aufserdem
sind weit draufsen an den Hauptanmarschstrafsen Reiterposten aufgestellt
and ein berittener Späher ist sogar bis an die Thore von Schwabach, dem
Hauptwaffenplatz des Feindes, vorgeschoben, während die Wälder zu beiden
Seiten der Pegnitz, die von den Türmen aus nicht einzusehen sind, von
Schützenpatrouillen überwacht und die Furten durch die Rednitz jeden
Morgen untersucht werden, ob sie etwa während der Nacht von Truppen
benutzt worden seien. Diese Mafsregeln ermöglichten es den Vertei-
digern, jede Annäherung des Feindes an die Stadt ungefähr auf eine