Volltext: Nürnberg's untergegangene Baudenkmale oder Abbildungen von Kirchen und andern öffentlichen Gebäuden, welche ehemals in Nürnberg standen

VI. 
Die St. Moritzkapelle. 
Schen kungen und Stiftungen, namentlich fromme Schenkungen und Stiftungen, waren in 
der früheren Zeit weit üblicher, als in der jetzigen, und ein großer Theil der Reichthümer und 
Schätze katholischer Kirchen rührt von solchen Spenden her, die jedoch nicht immer das Erden— 
leben zu überdauern vermochten, wie es wohl in der Absicht der Gebenden lag. Viele müssen 
sich schon damit begnügen, daß ihr Name in dieser Beziehung der Nachwelt aufbewahrt wird. 
Es wäre irrig, anzunehnien, daß die Abnahmen jener Schenkungen und Stiftungen in unserer 
Zeit auf eine Abnahme der Frömmigkei unter der jetzigen Generalion schließen lasse, man traut 
jenen Gaben nur nicht dneht die Wirksamkeit zu und glaubt es nicht mehr, daß man sich mit 
ihnen einen Platz im Himtsueletkaufen könne, wie das sonst die engzusammenhaltende Priester⸗ 
partei zu ihrem Vortheile den Henschen vorgesagt hat. 
Auf solche Weise entstand auch die St. Morizzkapelle, eine Stiftung von Eberhard Mendel 
und seiner Gattin aus dem Jahre 1313. Sie stand früher am Markte und war im einfachen 
Rundbogenstyle erbaut, ein einfaches Gotteshäuschen, das in der Nähe des damaligen Verkehrs 
der Juden, jenes unglücklichen Volkes, das bis auf den heutigen Tag noch so viel zu leiden hat, 
eines besonderen Schutzes, vermeintlichermassen bedurfte, obwohl die bärtigen Hebräer ohne es 
anzutasten, nur scheu daran vorübergiengen. Als die Verfolgungen der Juden begonnen hatten, 
deren Synagoge, auch am Markte, (an der Stelle der jetzigen Frauenkirche) gleichfalls niederge— 
rissen wurde, brach man die Moritzkapelle ebenfalls ab und die Familien Mendel und Geuder ver— 
setzten sie 1354 an ihre jetzige Stelle, in die Nähe der großartigen St. Sebalduskirche und ihres
	        
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