AN
Dr
der Künstlerschaft erhellte Ziel bis zu dem Brechen seiner Augen im
Spitale zu Schwabach verfolgt hat. Dass die Kunst nicht in unseren
schlechten Zeiten blos betteln geht, sondern dieser traurigen Nothwen-
digkeit auch schon früher ausgesetzt war, darüber belehrt uns das
Schicksal vieler kunsterfahrner Männer. Nicht rechten und richten
wollen wir indess darüber, wie der fleissige Adam Kraft, der in Nürn-
berg allein so viele Werke seines Schaffens hinterlassen hat, dazu
kam, in dem Spitale eines kleinen Städtchens seine Tage zu beschlies-
sen. Die Stationen allein hätten ihm ja so viel eintragen müssen,
dass er ohne Noth, im Wohlstande hätte leben können die kurze Zeit,
in der ihm die Kräfte zu unausgesetzter Thätigkeit ausgegangen wa-
ren. Die Entstehungsgeschichte der Stationen in Nürnberg ist in der
Kürze folgende: der Ritter Martin Ketzel hatte sich 1477 einem Zuge
unter dem Sachsenherzog Albrecht nach dem heiligen Grabe ange-
schlossen und dort den Weg, den Christus auf seinem Gange zum
Kreuzestode genommen, vom Pilatushaus bis zum Calvarienberg so-
wie die einzelnen Entfernungen der Stellen von einander, an denen
der Heiland der Last seiner Leiden erlegen, also der sieben Fälle
Christi, genau gemessen, um in der Heimath irgend wie Gebrauch
davon zu machen. Nach Nürnberg zurückgekehrt, fand er dieses
Maas nicht mehr unter seinen Reiseeffekten und beschloss daher, im hei-
ligen Eifer für seine Pläne einem andern Zuge unter dem Bayernherzog
Otto 1488 beizutreten, führte es aus, nahm die Messung noch einmal
vor und trug diese Entfernung von seinem Hause in der Nähe des
Thiergärtner Thors an bis zum Calvarienberg am Kirchhofe auf diese
Strecke seiner Heimath über, wesshalb auch das vormals Ketzel’sche
Haus heute noch das Pilatushaus heisst. Adam Kraft erhielt aber
von Ketzel den Auftrag, die Stationen in Steinbildern auszuführen
und auf Pfeilern in den bestimmten Distanzen aufzustellen, Man ge-
langt an ihnen vorüber, wenn man durch die Seilers - und die Johan-
nisgasse bis zum Kirchhof St. Johannis geht. Die in der Johannis-