DIE MARTHA- UND DIE KLARAKIKCHE.
Taf. 48, Beide Kirchen stehen einander gegenüber, erstere einst mit einem
Spitale zur gastlichen Aufnahme von Pilgrimmen verbunden, beide,
Spital und Kirche, von Konrad Waldstromer 1360 gestiftet, letz-
tere, die Klosterkirche der Klarisserinnen, die aus dem Orden der
Reuererinnen zu dem der heiligen Klara übergetreten waren, 1278
entstanden. Den Platz zu dem Kloster erhielten die Nonnen von den
Brüdern Ebner zum Geschenk und nachdem die heiligen Frauen ein-
gezogen waren in ihre Wohnungen, erhielt das Stadtthor in der
Nähe ihres Klosters den Namen Frauenthor. Dafs drei Schwestern
Willibald Birkheimer’s den Schleier in dem Klarakloster genom-
men hatten, dürfte nicht unbemerkenswerth erscheinen.
Die Marthakirche hat, nachdem sie zu mehrfachen weltlichen
Zwecken in früheren Tagen, auch zu Schauspielen und zu Wettge-
sängen der alten Meistersänger hatte dienen müssen, welche später
in der Katharinenkirche statt fanden, in unserem Jahrhundert wieder
eine ihr entsprechende Bestimmung erlangt, sie wurde im Jahr 1810
zur Pfarrkirche der evangelisch - reformirten Gemeinde erhoben. Von
der Strafse einige Schritte entfernt kehrt das einfache gothische Kirch-
jein seine Vorderseite mit einem winzigen aber sehr hübschen Thürm-
lein der Königsstrafse zu, die Längenseiten und der Chor sind von
dieser Seite nicht, nur dann sichtbar, wenn man in den Garten, auf
dessen Boden sie stehen, geht. Das Innere ist so ganz Alles Schmuk-
kes leer, wie es der Ritus der Confession verlangt, und die düsteren
Glasmalereien in den Fenstern des Chors passen ganz zu dieser Leere,
welche die Lehre gebietet.