DIE BURG.
Die Frage, ob die Burg oder die Stadt zuerst erbaut worden sey,
beantwortet sich wohl ohne Einrede dahin, dafs die Burg früher ge-
standen habe, als die Stadt. Konrad I. soll sich ein festes Castell
auf dem heut zu Tage noch sichtbaren Felsgrunde angelegt haben, das
Friedrich Barbarossa erweiterte und woran spätere Kaiser Zusätze
lieferten, so dafs endlich der jetzige Umfang in seinen unregelmäfsi-
gen Gestaltungen entstand. Der Bauanfang der Burg fiele demnach
in das 10. Jahrhundert, während den Bestand der Stadt viel spätere
Urkunden dokumentiren. Zur vortheilhaften Ansicht der Stadt trägt
die sie überragende Burg ungemein Viel bei, man mäg sich auch,
welchen Standpunkt man immer will, zur Betrachtung wählen. Und
wiederum genieflst man von der Burg selbst aus die schönsten Fern-
sichten nach verschiedenen Richtungen hin. Die deutschen Kaiser
wohnten auch stets eine Zeit lang gerne auf der stolzen Burg, deren
riesige Reichsadler an Thoren und Saaldecken noch Zeugnifs der kai-
serlichen Herrlichkeit sind. Von Kaiser Heinrich II. (1050— 1051)
bis zu Joseph I. (1704) residirten die Kaiser öfter in ihrer Kaiser-
burg zu Nürnberg, auf welcher auch eine lange Reihe von Jahren
hindurch die Burggrafen eine bedeutende Rolle spielten. Gegenwärtig
ist das Schlofs königliches bayerisches Besitzthum und König Lud-
wig I wohnte sowohl 1833 als 1840 mit der Königin auf dem-
selben.
Der Aufgang durch die Burgsirafse führt eine ziemlich steile An-
höhe hinan. die mit Schatten gebenden Anlagen, aus denen hie und
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Nürnberg
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