DIE ST. LORENZKIRCHE,
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dafs das dem Heiligen Lorenz
geweihte, obwohl an Alter der St. Sebaldkirche nachstehende Gottes.
haus zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Nürnbergs gehört und
mit Recht den Blick Aller, denen architektonische Monumente der
Vorzeit nicht gleichgültig sind, auf sich zieht. Der gothische (alt
deutsche) Baustyl ist unverkennbar daran ausgeprägt, das Mittelalter
ist daran verewigt, allein aus einzelnen Theilen des Aeufsern schaut
nicht mehr die Reinheit der Formen, wie sie die Blüthezeit gothischer
Baukunst aus ihrem einfältiglich frommen Sinnen und Dichten in steil.
nernen Riesenblumen hervortrieb, einzelne "Theile gränzen an untreue
Verkünstelungen , die jedoch durch den Totaleindruck wieder ausge
glichen und durch ein minder bewandertes Auge gar nicht aufgefun.
den werden.
In früher Zeit soll auf dem Platze, wo jetzt die Kirche sich be.
findet, eine Kapelle zum heiligen Grabe, von Kaiser Heinrich I
und der Kaiserin Kunigunde, seiner Gemahlin, erbaut, gestanden
haben. Mit der Zunahme der Nürnberger Bevölkerung wurde bei dem
damaligen Vorhandenseyn religiösen Verlangens auch das Bedürfnis
nach Kirchen rege und so entstand denn auch die anfangs gewifs nur
kleine Lorenzkirche mit nur einem einzigen Thurme, welche schon
1162 öfter genannt, und deren auch in einer päpstlichen Bulle 1235
gedacht wird. Einzelne Chronisten lassen den einen Thurm von
Kaiser Adolph von Nassau erbaut seyn. Im Jahre 1403 stand der
zweite Thurm und von jener Zeit datiren auch die Vergrößfserungen
der Kirche, so dafs der Chor vom Jahr 1439 bis 1477 ebenfalls
vollendet ward, und zwar durch freiwillige Beiträge, welche durch